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"Ich höre nicht auf" – Ein Wolfurter Landwirt kämpft um seinen Hof, sein Land und seinen Ruf

Strobel/VOL.AT
Strobel/VOL.AT
Ein Hof in Wolfurt steht seit Jahren in der Kritik. Es geht um Tiere, Traktoren, alte Maschinen – und um das angespannte Verhältnis zur Nachbarschaft. Landwirt Hans Werner Bösch sieht sich zu Unrecht kritisiert. Er spricht mit VOL.AT über seine Sicht auf den langjährigen Konflikt.

Nach mehreren vergeblichen Versuchen gelingt VOL.AT ein ausführliches Gespräch mit dem Landwirt. Entgegen der Befürchtung, er könnte Medienvertreter vom Hof verweisen, zeigt sich Hans Werner Bösch offen und gesprächsbereit.

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"Die ganzen Maschinen verwittern hier vor meinen Augen"

Bösch führt über das Gelände, spricht über Platzprobleme und funktionstüchtige Geräte. "Ist das nicht traurig? Die ganzen Maschinen verwittern hier vor meinen Augen", sagt er. In mehreren Fahrzeugen demonstriert er, dass sie einsatzbereit sind. Für ihn sei das kein Zeichen von Vernachlässigung, sondern von Notwendigkeit. Schnell wird klar: Hier ist jemand, der vieles selbst macht – und dem es schwerfällt, sich von Dingen zu trennen. Nicht aus Trotz, sondern weil er sie für funktional hält. Seine größte Herausforderung: fehlender Stauraum.

Maschine, Reifen und Ersatzteile soweit das Auge reicht. ©Strobel/VOL.AT

Ziel: Bauen, um zu ordnen

Bösch plant auf seinem Grundstück eine Halle, einen Stall und eine Werkstatt. Möglich machen soll das eine Verbindung mit geplanten Hochwasserschutzmaßnahmen. Er verweist auf eine Damm-Erhöhung entlang des Rickenbachs durch die Gemeinde. Er selbst habe dort noch Gras nachgesät, damit die Aufschüttung anwächst. Zusätzlich habe er der BH Bregenz angeboten, einen halben Hektar für den Hochwasserschutz bereitzustellen. Das Projekt befinde sich laut Bösch derzeit in Prüfung.

Ein Anbau könnte viele Probleme, auch die der Nachbarchaft, lösen oder mindern. ©Screenshot Google Maps/VOL.AT

"Wir machen das seit 30 Jahren. Und wir hören nicht auf!"

Der Landwirt fühlt sich unter Druck gesetzt. Die Vorwürfe der Nachbarn bezüglich des Tierwohls hält er für vorgeschoben. "Das Tierwohl ist nur ein Vorwand. In Wirklichkeit geht’s um was anderes", sagt Bösch. Er besitzt mehrere Hektar zusammenhängende Fläche. "Und jeder will, dass ich verkaufe – aber ich geb’ das nicht her", so Bösch. Sein Land sei begehrt, der Druck zu verkaufen spürbar. Dennoch bleibe er: "Wir machen das seit 30 Jahren. Und wir hören nicht auf." Er schildert die Belastung durch ständige Anzeigen, rechtliche Verfahren und Kosten für Anwälte. Unterstützung bekomme er kaum, auch wenn seine Familie mitarbeite und seine Tochter eine landwirtschaftliche Ausbildung mache.

Kontrolle ohne Beanstandung

Am 30. Juli 2025 kontrollierte die Behörde den Hof. Auf VOL.AT-Anfrage hin teilt das Land Vorarlberg mit, dass die Tiere ausreichend Platz und trockene Liegeflächen hatten, die Versorgung gesichert war. Zwar sei eine Strohlieferung verspätet eingetroffen, wurde aber durch Heu überbrückt. Insgesamt gab es keine Beanstandungen. Die Zustände auf dem Hof entsprächen laut Behörde nicht dem Standard durchschnittlicher Vorarlberger Betriebe, erfüllten jedoch die gesetzlichen Vorgaben.

Die Tiere von der Außenansicht, auf der anderen Straßenseite. ©Strobel/VOL.AT

Zudem verweist das Land auf allgemeine Rahmenbedingungen: Es bestehe keine gesetzliche Verpflichtung zur Freilandhaltung, ebenso müssten nicht alle Stallbereiche durchgehend sauber sein – es genüge, wenn den Tieren ausreichend trockene Liegeflächen zur Verfügung stehen.

Veterinäramt verweist auf Datenschutz

Auf Anfrage von VOL.AT verweist die zuständige Veterinärbehörde auf den Datenschutz. Es seien grundsätzlich keine Auskünfte zu Einzelfällen möglich – auch nicht bei medialem Interesse oder wiederholten Vorwürfen.

Nachbarn üben weiter Kritik

In der Nachbarschaft bleibt Skepsis. Eine Anwohnerin berichtet von "Müllbergen" und gelegentlichen Kadavertransporten. "Mir sind die Maschinen egal – aber die Tiere tun mir leid", sagt sie. Andere verweisen auf eine gereizte Stimmung rund um den Hof. "Mir geht das nahe, wenn ich das jeden Tag sehe."

Zwischen Planung und Alltag

Wie es weitergeht, bleibt offen. Hans Werner Bösch will bauen, um Ordnung zu schaffen – auf seine Weise. Die Nachbarn bleiben aufmerksam, die Gemeinde arbeitet am Hochwasserschutz, die Behörden behalten die Situation im Blick. Und am Hof geht der Alltag weiter – mit Tieren, Maschinen und einer Familie, die bleibt.

(VOL.AT)

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