Die Geschichte rund um “Nummer vier” ist schnell erzählt, auch wenn sie im Film umständlich und lückenhaft daherkommt. Johns Heimatplanet Lorien wurde kurz nach seiner Geburt zerstört, er und sieben weitere Überlebende auf die Erde geschickt. Mit seinem Beschützer Henri (Timothy Olyphant) flüchtet er von Ort zu Ort, denn die feindlichen “Mogadori” – samt spitzer Zähne, tätowierten Glatzen, langen schwarzen Mänteln und mit Fantasiesprache – machen Jagd auf die Lorien-Überlebenden. Warum, erfahren wir nicht. Drei sind schon gestorben. Und John ist – man mag es am Titel erkennen – der Nächste auf der Abschussliste.
Als sich John und Henri kurzzeitig in Paradise, Ohio, niederlassen, überschlagen sich die – durchgehend vorhersehbaren – Ereignisse: John entdeckt an sich übernatürliche Kräfte, die sich durch blau strahlende Hände äußern. Und wenn die Alien-Pubertät nicht schon genug wäre, verliebt er sich auch noch in seine hübsche Mitschülerin Sarah (Dianna Agron). Die ist Schuld daran, dass er nicht rechtzeitig abhaut, als ihn die Mogadori aufspüren. Denn “wir lieben nicht wie Menschen – wenn wir lieben, ist es für immer”, philosophiert Henri.
Das “Teenie trifft auf Fantasy”-Rezept wurde bei dem von D.J. Caruso inszenierten “Ich bin Nummer vier” mehr als nur nachgekocht: Es schießt über die Ziellinie des Erträglichen hinaus, ist in seinen Fantasy-Elementen unfreiwillig komisch, in seinen High-School-Szenen schmerzhaft altbekannt und vereint einen Haufen gut aussehender “Shooting-Stars” in ihren Zwanzigern, die als 15-Jährige durchgehen sollen. Alex Pettyfer übernimmt die Rolle des Mädchenschwarms, weist aber leider keinerlei schauspielerischen Qualitäten auf. Einzig abwechslungsreich gestaltet sich die Rolle der Sarah, die kein übliches Cheerleader-Dummchen sondern eine smarte, von Fernweh erfüllte Fotografin darstellt. Zerstört wird das wieder mit der “Nummer sechs” (Teresa Palmer), einem sexy Motorrad-Vamp in roter Ledermontur mit blonder Mähne und Gewehr.
Damit man den Streifen dem 21. Jahrhundert zuordnen kann, ist gefühlte hundertmal ein Smartphone zu sehen – heute wird vor Bösewichten per SMS gewarnt. Zu einem Indie-Soundtrack von Kings of Leon bis The XX wird dann ein Klischee nach dem anderen abgespult und ein Mischmasch aus bereits vorhandenen Filmen geboten. Die Bösewichte ähneln dem entstellten Lord Voldemort aus “Harry Potter”, die “Neu an der Schule”-Szenerie samt Rowdys, Losern und Schönheiten kennen wir aus zahlreichen High-School-Filmen, den jungen Alien mit übernatürlichen Fähigkeiten aus der Superman-Teenie-Serie “Smallville” und die ewige, aber unter einem schlechten Stern stehende, Liebe zwischen Mensch und seltsamer Spezies aus “Twilight”.
Im Showdown “Gut gegen Böse” wird samt Explosionen, fliegenden Riesenechsen und Star-Wars-artigen Lichtschwertern in die kostspielige Trickkiste gegriffen. Kein Wunder, immerhin steht Michael Bay (“Transformers”) als Produzent hinter dem 50-Millionen-Dollar-teuren Streifen. Wer glaubt, dass es mit dem einen Film erledigt ist, der irrt: In einer Zeit von Fortsetzungswahn in Hollywood sind bei “Ich bin Nummer vier” gleich sechs Teile geplant. (APA/Angelika Prawda)