"Ich bin müde": Verdienstzeichen in Gold an Robert Menasse

Er habe in jungen Jahren geradezu Gier nach Anerkennung verspürt, bekannte der auch für seine kritischen Essays zur heimischen Politik bekannte Literat in seiner Dankesrede. “Heute habe ich diese Anerkennung, aber die Arbeit an meinem Werk stockt. Ich bin müde und habe Skrupel”, verwies der Geehrte nicht ohne Rührung auf seine “Schwermut”. Er habe nie wieder so frei und genialisch arbeiten können wie als junger Mensch, so der am 21. Juni 1954 in der Bundeshauptstadt geborene Menasse. “Keuchen, Brennen und Stechen sind nun keine Metaphern mehr, sondern körperliche Realität.”
Laudatorin Daniela Strigl, Germanistin und Literaturkritikerin, nannte Menasse eine “Wiener Institution, die europaweit wirkt”. Der 55-Jährige sei geradezu öffentliches Eigentum, “unser aller Menasse”, der insbesondere für seine Feinde ein “monumenthaft aufragendes Ärgernis” darstelle. “Wenn das Wort nicht so gönnerhaft klänge, würde ich ihn einen Tausendsassa nennen”, verwies Strigl auf die vielfältigen Betätigungsfelder des studierten Germanisten, Philosophen und Politikwissenschafters. Neben Prosawerken machte sich Menasse auch als Essayist, Theaterautor und Übersetzer aus dem Portugiesischen einen Namen.
“Er hat sich mit allen angelegt”
Bekanntheit erlangte vor allem Menasses “Trilogie der Entgeisterung”, die in den späten 1980er und frühen 1990er Jahren entstand und die Werke “Sinnliche Gewissheit”, “Selige Zeiten, brüchige Welt” und “Schubumkehr” sowie – als Nachschrift – “Phänomenologie der Entgeisterung” umfasst.
Mit “Die sozialpartnerschaftliche Ästhetik”, “Das Land ohne Eigenschaften” oder “Das war Österreich” hat sich Menasse darüber hinaus den Ruf als scharfzüngiger Kritiker seines Heimatlandes erschrieben. “Er hat sich mit allen angelegt: Waldheim, Schüssel, Klima und Zilk”, zollte ihm seine Laudatorin heute Respekt.