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"Ich bin doch kein Hellseher"

Hubert Nagel hofft nach sechsjähriger Abstinenz auf die Bundesliga-Rückkehr der Austria Lustenau. Im VN-Interview sprach der Präsident über das Stadion, den FC und die Zukunftsplanungen.

VN: Die Austria ist derzeit die beste Frühjahrsmannschaft. Was ist der Unterschied zwischen dem Team 2006 und den Mannschaften in den Jahren zuvor?
Hubert Nagel: “Eigentlich schwierig zu sagen. Die Mannschaft hat vielleicht gemerkt, dass sie vom Umfeld mehr unterstützt wird und gibt dies nun zurück. Sicherlich, das Ziel Aufstieg wurde klar definiert, aber das ist immer eine Gratwanderung. Viele Komponenten müssen passen. Würden diese alle kennen, dann würden es alle richtig machen. Klar ist aber, dass wir mit den Neuerwerbungen ein glückliches Händchen hatten. Dabei meinten viele, dass wir durch den Abgang von Laschet schwächer werden. Doch Golemac hat voll eingeschlagen, Friesenbichler ist enorm mannschaftsdienlich und auch die Jungen entwickeln sich.”

VN: Du hast einmal erwähnt, für den Aufstieg seien die Zuschauer enorm wichtig. Zufrieden mit der Resonanz bisher?
Nagel: “Eigentlich sehr zufrieden. Man darf nämlich nicht vergessen, dass wir schon viele Profijahre auf dem Buckel haben und es keinen Fan mehr vom Hocker reißt, wenn wir auf Platz drei stehen. Dennoch: Wir haben tolle Zuschauerzahlen, es sind die besten der Liga. Schön ist, dass die Mannschaft den Fans derzeit auch die Gelegenheit gibt, richtig mitzugehen. Ich denke dabei nur an das Match gegen die Amateure der Austria.”

VN: Wie viel Anteil an der Euphorie hat der Trainer?
Nagel: “Einen beachtlichen. Er hat eine gute Stimmung in die Mannschaft gebracht, gibt den Ersatzspielern nicht das Gefühl, dass er sie links liegen lässt. Trainer und Präsident sind bei allen Amateurspielen und zeigen damit, dass wir zu unseren jungen Spielern stehen. Das ist nicht nur ein Lippenbekenntnis. Außerdem, und das ist gut, ist der Trainer teamfähig.”

VN: Also bleibt er über die Saison hinaus, egal in welcher Liga?
Nagel: “Ich gehe davon aus, dass er bleibt. Wir haben nicht einmal einen schriftlichen Vertrag. Aber er hat gesagt, dass er bleiben will, wir wollen auch, also ist eigentlich alles klar. Wobei, im Fußball kann es immer sehr schnell gehen. Ich denke nur an die Möglichkeit, dass er ein besseres Angebot erhält.”

VN: Hemmt die ständige Diskussion um das Stadion die Euphorie ein wenig?
Nagel:
“Wir sind das Kämpfen gewöhnt. Doch ich muss schon sagen, dass es ermündend ist und ich mich manchmal selbst frage, ob es noch einen Wert hat.”

VN: Konkret geht es um den FC Lustenau. Der zweite Lustenauer Klub marschiert Richtung RedZac Liga und hat das Reichshofstadion in den Lizenzierungsunterlagen als Heimstätte angegeben. Wie ist die Position der Austria dazu?
Nagel: “Es verwundert mich schon, dass sie das Stadion so einfach angeben können, ohne mit uns zu reden. Im Mietvertrag steht eindeutig, dass es dazu unser Einverständnis braucht. Und wir sind sicher nicht bereit dazu, wenn alles so läuft wie beim letzten Mal. Wir werden uns aber sicher nicht verschließen, wenn es vernünftige Bedingungen gibt.”

VN: Gibt es dazu Signale aus der Gemeindestube?
Nagel: “Ja, es gibt ein konkretes Angebot von der Gemeinde, die einen gewissen Anteil der Infrastruktur ablösen möchte. Es geht dabei um Dinge wie Strom, Wasser oder Matchuhr, die auch vom FC benötigt werden. Allerdings sind wir mit dem Angebot nicht zufrieden, da die Gemeinde von einem Restwert bei einer aus unserer Sicht zu kurz kalkulierten Laufzeit angegeben hat. Jetzt sollte es ein neues Angebot geben. Für uns ist wichtig, dass es eine Lösung gibt, bei der die Austria nicht nur draufzahlt, sondern beide Klubs profitieren.”

VN: Und der FC Lustenau?
Nagel: “Es hat vor längerem Gespräche gegeben, doch Präsident Dieter Sperger will eigentlich erst im Mai konkret darüber reden, wenn klar ist, wohin der Weg führt. Außerdem hat er mir gesagt, dass er bei einem Bundesligaaufstieg von uns eine andere Heimstätte suchen möchte.”

VN: Dann gibt es noch die rigorosen Schlusszeiten (Anm. d. Rd.: derzeit 22 Uhr) für das Austria-Dorf?
Nagel: “Für uns ist das ein großes Ärgernis und wir kommen in den Gesprächen nicht vom Fleck. Wir haben dadurch einen massiven Nachteil gegenüber anderen Klubs. Seitens des Landes hat uns nun Dr. Eberle erklärt, dass – sollte der FC aufsteigen – im Dorf noch früher zugesperrt werden muss. Schon jetzt haben wir die Mieten reduzieren müssen, aber dann wird der Schaden für uns noch größer. Dabei wird das Austria-Dorf etwa von der Gemeinde in der Werbung für die Gymnaestrada 2005 als “Juwel” angepriesen.”

VN: Zurück zum Sportlichen. Gibt es schon Überlegungen für die Bundesliga?
Nagel: “Die Überlegungen gehen in beide Richtungen – und beides ist gleich schwer. In der Bundesliga gibt es mehr Geld, aber es wird auch alles teurer.”

VN: Auch die Spieler, von denen ja einige Verträge auslaufen?
Nagel: “Ich glaube, es sind sieben oder acht. Der Trainer will alle behalten, aber das wird nicht funktionieren. Bleiben wir in der Liga, dann müssen Junge zu gestandenen Spielern werden, bei einem Aufstieg müssen drei Neue kommen.”

VN: Wie sieht es mit Kapitän Manfred Pamminger aus?
Nagel: “Wir haben schon einmal gesprochen. Ich denke, er wird mit uns in die Bundesliga gehen.”

VN: Deine Gedanken zur Reform in der RedZac-Liga?
Nagel: “Die drei Durchgänge sind ein Blödsinn, das muss schnellstens reformiert werden. Am besten schon mit Ende der kommenden Saison – dafür werde ich kämpfen.”

VN: Wo steht die Austria am 26. Mai 2006?
Nagel: “Ich bin kein Hellseher, aber ich hoffe auf Platz eins.”

Links zum Thema:
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