Tattoos, grimmige Texte und Prozesse wegen Schlägereien in der Disco: Bushido ist das Aushängeschild des deutschen Gangsta-Rap. Wer ihm begegnet und einen knallharten Dummkopf erwartet, wird aber enttäuscht sein: Der Hip-Hop- Star ist streichelweich, betont höflich, rhetorisch topfit. Mit “Zeiten ändern dich” wurde nun sein Leben verfilmt: Bushidos Kindheit, seine erste große Liebe, sein Aufstieg.
Seitenblicke: Ihr Name bedeutet “Der Weg des Kriegers”, die Verfilmung Ihres Lebens heißt “Zeiten ändern dich”. Ist aus dem Krieger ein braver Bub geworden?
Bushido: Braver Junge bin ich keiner geworden. Nicht, dass ich den Leuten weismachen will, ich wäre noch immer wie mit 17. Aber das Leben war für mich immer ein Kampf, egal ob als Kind oder als Musiker.
Was war das erste konkrete Ziel im Leben, an das Sie sich erinnern können?
Ich wollte immer nur frei sein. Und auf niemanden hören müssen, der morgens um acht Uhr sagt: “Schlag dein Mathebuch auf Seite 14 auf!” Deswegen habe ich die Schule so früh geschmissen. Deswegen musste ich auch drei Jahre in ein Heim für schwer Erziehbare. Aber danach war ich frei. Dass ich dann mit Drogen gedealt habe, ist aus reiner Not heraus entstanden. Das war kein Wunschtraum von mir. Ich wusste halt, das ergibt eine gewisse Gewinnspanne. Erst später habe ich gemerkt, dass ich mit Musik Erfolg haben kann.
Heute können Sie im Luxus schwelgen. Was bedeutet Ihnen Geld?
Geld ist extrem wichtig. Die Miete bezahlt sich nicht von alleine, und den Mercedes kriegst du auch nicht gratis. Natürlich gibt es bescheidenere Menschen, die auch mit weniger zurechtkommen. Meine Oma hat den Krieg miterlebt, und auch meine Mutter ist sehr bescheiden.
Sie tragen den Namen Ihrer Mutter auf dem Unterarm tätowiert. Warum
Meine Mutter bedeutet mir alles. Es gibt nichts, das wichtiger ist als sie. Sie hat mich auf die Welt gebracht, großgezogen, sie musste mich ertragen. Sie wohnt auch mit mir zusammen, und das wird bis ans Ende unserer Tage so bleiben. Meine Mutter ist eigentlich der Inhalt meines Lebens. Und der einzige Mensch auf der Welt, dem ich extrem verpflichtet bin. Sie ist die einzige Person, dir mir sagen darf, wie?s läuft ? und ich muss mich danach richten. Weil, wie gesagt: Sie ist meine Mutter.
Wenn Sie abends in dasselbe Haus, in dem Sie mit Ihrer Mutter leben, ein Mädchen mitnehmen ? ist das ein Problem?
Könnte sein. Aber eigentlich nehme ich eh keine Mädchen mit nach Hause. Ich habe keinen Bock drauf, dass die Frauen meine Mutter sehen. Das ist schon ein großes Bekunden von Respekt, wenn ich einem Mädchen meine Mutter vorstelle. Das ist dann was Ernstes und kein One-Night-Stand aus der Disco ? den vögle ich entweder im Auto oder im Hotelzimmer. Aber auf keinen Fall lasse ich die zu mir nach Hause.
Wann hatten Sie zum letzten Mal das Bedürfnis, Ihrer Mutter eine Frau vorzustellen?
Eigentlich verspüre ich dieses Bedürfnis die ganze Zeit. Ich sehne mich nach einer Frau, die mich liebt. Im Endeffekt sehne ich mich nach einer Frau, die auch mit meiner Mutter rumhängt; nach einer, von der deine Freunde sagen: “Die ist anständig”. Das Bedürfnis spüre ich schon, seit ich 24 ge- worden bin. Ich bin bereit für etwas Ernstes, aber da kommt mir halt auch mein Beruf in die Quere. Und die Tatsache, dass ich von vielen Frauen bewundert und begehrt werde. Das ist für eine Partnerin extrem anstrengend.
Sie behaupten, dass Sie Sex mit 700 Frauen gehabt haben.
Können auch mehr oder weniger gewesen sein. Schon dadurch, dass ich jahrelang bekennender Puffgeher war, hab ich allein im Puff Hunderte gevögelt. Das ist also keine Leistung. Aber Frauenheld bin ich trotzdem. Ich weiß zu hundert Prozent, was Frauen wollen. Und ich bin berühmt, gutaussehend und reich. Diese Kombination ist extrem tödlich, ein Frauenkiller. Die meisten Frauen sind ja viel zu plump, als dass sie so einer Kombination widerstehen könnten.
Lassen Sie uns weiter von Ihrer Familie sprechen ? etwa über das Verhältnis zu Ihrem Vater.
Als er uns verließ, war ich vier Jahre alt. Manchmal musste ich beobachten, wie er meine Mutter verprügelte. Ich habe sie oft weinen sehen. Glückliche Zeiten, die ich mit ihm erlebt hätte, sind absolut nicht existent. Wir sind nie gemeinsam angeln gegangen oder zu Burger King. Ich kenne ihn nur als Tyrannen oder als jenen schwachen, kranken Mann von heute, der bedauert, was er einst getan hat. Jetzt haben wir uns zwar versöhnt. Aber ein Held, der mich beschützt hat, war er nie. Deswegen bin ich meinem Vater gegenüber auch so emotionslos.
(Seitenblicke Magazin/Foto: AP)