Niklas Bachlinger galt einst als das nächste große Talent im österreichischen Skisprung. Als er 2021 in Lahti mit nur 19 Jahren Junioren-Doppelweltmeister wurde, schien der Weg in den Weltcup vorgezeichnet.
Doch dann kam alles anders – mentaler Druck, Rückschläge und Jahre abseits der großen Bühne. Heute, mit 23 Jahren, springt er sich eindrucksvoll zurück ins Rampenlicht.

Gold in Lahti, dann kam der Knick
Bachlinger wurde gefeiert, als er 2021 sowohl im Einzel als auch im Team Gold bei der Junioren-WM holte. Gemeinsam mit Daniel Tschofenig hätte er den Sprung ins Nationalteam schaffen sollen, doch der Erfolg wurde zur Last.
"Ich habe mir selbst zu viel Druck gemacht", erklärt Bachlinger heute gegenüber VOL.AT. Die Erwartungshaltung wurde zur mentalen Belastung, der Durchbruch blieb aus.

Continental Cup statt Weltcup
In den Folgejahren trat Bachlinger im Continental- und FIS-Cup an – zweite und dritte Liga des Skispringens. Die ganz große Bühne rückte in weite Ferne. Während frühere Weggefährten Weltcupsiege sammelten, musste sich der Bregenzerwälder neu sortieren.
Er blieb dennoch im System des ÖSV und arbeitete kontinuierlich an seiner Rückkehr. Aktuell ist er mit dem Nationalteam im Trainingslager in Seefeld, gesprungen wird in Garmisch.

"Ich hätte selbst nicht gedacht, dass ich vorne mitspringe"
Beim Sommer-Grand-Prix 2025 überrascht der 23-Jährige nun alle: Zwei von vier Bewerben konnte er gewinnen, die Gesamtwertung führt er derzeit souverän an – noch vor etablierten Namen wie Marius Lindvik (NOR) oder den polnischen Routiniers Kamil Stoch und Piotr Żyła.
"Ich habe den Schwung aus der letzten Saison gut mitgenommen. Ich hätte selbst nicht gedacht, dass ich vorne mitspringe – umso mehr freut es mich", sagt Bachlinger. Einen speziellen Grund für den aktuellen Erfolg kann der 23-Jährige nicht nennen: "Ich mache eigentlich alles gleich wie die letzten Jahre".

Technik, Material – und mentale Stärke
Auch eine Regeländerung bremst ihn nicht aus. "Die Anzüge sind etwas enger geworden, aber daran habe ich mich schnell gewöhnt. Das restliche Material ist gleich geblieben."
Entscheidend sei ohnehin das Gefühl, wieder konkurrenzfähig zu sein. Im Vergleich zu seinen schwierigen Jahren scheint er jetzt auch mental gefestigt. Der Druck ist geblieben – doch diesmal scheint er ihn zu nutzen.

"Ich bin bereit für den Weltcup"
Das große Ziel hat Bachlinger klar vor Augen: der Sieg in der Gesamtwertung des Sommer-Grand-Prix – und vor allem: der Weltcup. Ende September beim Continental Cup in Hinterzarten geht es um einen Quotenplatz fürs erste Saisondrittel. Bachlinger will ihn sich sichern.
"Ich bin bereit für den Weltcup, das möchte ich zeigen", sagt der Schoppernauer. "Beim Sommer-Grand-Prix habe ich bewiesen, dass ich auch gegen Weltcupspringer die Nerven behalte. Jetzt heißt es noch, an der Technik zu feilen – dann will ich attackieren."

(VOL.AT)