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IAEA: Wien wird zur Drehscheibe des Atomstreits mit dem Iran

Der Iran sieht Wien als "Tor zu Europa".
Der Iran sieht Wien als "Tor zu Europa". ©APA
Wieder einmal wird Wien zur Drehscheibe des Atomstreits zwischen dem Westen und dem Iran. In der kommenden Woche wollen UN-Vetomächte und Deutschland mit der iranischen Führung besprechen, wie man die Vertragspunkte der jüngsten Zwischeneinigung vom 24. November möglichst schnell umsetzen könnte.

Hierzu kommen zunächst am kommenden Montag und Dienstag (9. und 10. Dezember) die Unterhändler der 5+1-Gruppe (China, Frankreich, Großbritannien, Russland und USA plus Deutschland) und des Iran nach Wien, um die Details des Abkommens, das auf sechs Monate befristet ist, zu erörtern.

Worum geht es bei dem Atomstreit?

Prinzipiell geht es darum, dass die Islamische Republik in diesem Zeitraum ihr Atomprogramm minimiert, der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA/IAEO) mehr Kontrollen der Anlagen erlaubt und die umstrittene Urananreicherung auf höchstens fünf Prozent vorantreibt. Derzeit reichert der Iran noch Uran auf 20 Prozent an. Im Gegenzug möchte der Westen einen Teil der schmerzhaften Wirtschaftssanktionen gegen den schiitischen Gottesstaat lockern. Das EU-Embargo für iranisches Öl bleibt aber vorerst aufrecht.

Forderungen der IAEA

Am Dienstag wird dann der iranische IAEA-Botschafter Reza Najafi in der Atomenergiebehörde über die technischen Details der Inspektionen und der zusätzlichen Kontrollen sprechen. Besonders im Fokus steht hierbei der Schwerwasserreaktor in der Anlage Arak. Der Iran hatte der IAEA angeboten, die Anlage am 8. Dezember zu besuchen.

Die IAEA hatte wiederholt gefordert, die Schwerwasseranlage in Arak inspizieren zu können. Der dort befindliche Reaktor dient zur Herstellung von Plutonium, das wie hoch angereichertes Uran 235 zum Bau einer Atombombe verwendet werden kann. Allerdings wäre dazu eine Wiederaufbereitungsanlage notwendig, über die der Iran derzeit nicht verfügen dürfte. Ergebnisse der Inspektion in Arak könnten in Wien ebenso zur Sprache kommen wie der im Vertrag vereinbarte Zutritt zur Uranmine Gachin.

Wien ist für den Iran das “Tor zu Europa”

Aber auch abseits der Atomgespräche will Teheran Wien als “Tor zu Europa” nutzen. Eine österreichische Delegation wird in den nächsten Tagen nach Teheran reisen, um Geschäfte im Bereich der Wasser und Abfallwirtschaft zu lukrieren. Umgekehrt kommt eine iranische Wirtschaftsdelegation nach Österreich, um über neue Projekte mit zu sprechen. Insgesamt zeichnet sich ab, dass der Iran schon vor der Lockerung der Wirtschaftssanktionen von dem Zwischenabkommen profitieren könnte.

“Schon jetzt interessieren sich viele österreichische bzw. europäische Großfirmen für künftige Geschäfte im Iran. Das Potenzial ist sehr groß und die Europäer wollen natürlich am Kuchen mitnaschen”, kommentierte ein europäischer Diplomat gegenüber der APA. Die heimische OMV überlegt bereits eine Reaktivierung ihres auf Eis gelegten Iran-Geschäftes. (APA)

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