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I: Regierung verbietet "islamische" Schulklassen

Die italienische Regierung verbietet Schulklassen für ausschließlich moslemische Schüler. Während Muslimenvertreter dagegen protestierten, verteidigte Ministerin Moratti die Vorgehensweise.

Unterrichtsministerin Letizia Moratti hat ein Projekt von drei Mailänder Schulen abgelehnt, in denen man ab dem nächsten Schuljahr Klassen für eine Gruppe islamischer Schüler, von der Volksschule bis zum Gymnasium, einführen wollte.

Die Jugendlichen hatten bisher eine selbstverwaltete Schule der islamischen Gemeinschaft in Mailand besucht. Ihre Eltern hatten sich nach Verhandlungen mit den Mailänder Schulbehörden bereit erklärt, sie in eine öffentliche Schule einzuschreiben, hatten jedoch als Bedingung gestellt, dass die Klassen ausschließlich islamischen Schülern offen seien. Die Mailänder Schulbehörden erklärte sich zur Einrichtung der islamischen Klasse bereit, um den Jugendlichen die Tore des staatlichen Schulsystems zu öffnen. Sie befürchten, dass viele islamische Eltern ihre Kinder von der Schule fern halten könnten, sollten keine islamische Klassen eingerichtet werden.

Das Projekt einer islamische Schule hatte in Mailand hitzige Reaktionen ausgelöst. Die rechtspopulistische Lega Nord warnte vor einem „Apartheid-System“ im Mailänder Schulsystem. „Dies ist nicht der richtige Weg, um die Integration der ausländischen Jugendlichen zu fördern“, sagte ein Sprecher der Lega Nord.

Diese Ansicht teilt auch Unterrichtsministerin Moratti. Islamische Klassen wären verfassungswidrig, meinte die Ministerin. „Das Schulsystem muss die Integration und jegliche Form von Diskriminierung bekämpfen“, sagte Moratti.

Ihr Beschluss löste den Protest der islamischen Gemeinde in Mailand aus. „In Mailand spürt man den Wind der Intoleranz. Die Stadt hat eine große Gelegenheit versäumt, ihre Offenheit zu zeigen“, meinte der Präsident des islamischen Zentrums in Mailand, Abdel Shaari. Auch die Linksparteien kritisierten die Unterrichtsministerin.

Die Einführung islamischer Schulklassen wäre ein Weg gewesen, um vor allem moslemischen Mädchen zu erlauben, sich weiterzubilden, meinte sie.

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