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I: Prodis-Partner drohen mit Rückzug

Knapp zwei Wochen nach seinem hart erkämpften Wahlsieg droht dem künftigen italienischen Regierungschef Romano Prodi nun Ärger aus dem eigenen Lager.

Zwei politische Schwergewichte in Prodis Mitte-Links-Bündnis, der Kommunist Fausto Bertinotti und Massimo D’Alema von den Linksdemokraten, beanspruchen den prestigeträchtigen Posten des Parlamentspräsidenten.

Der Anführer der Kommunisten untermauerte am Freitag seine Forderung in einem Interview der Zeitung „La Stampa“ mit der Drohung, seine Partei werde andernfalls das bei der Wahl siegreiche Bündnis verlassen.

D’Alema will als Chef der stärksten Kraft des Mitte-Links-Lagers ebenfalls Präsident des Abgeordnetenhauses werden und zeigte sich angesichts der Äusserungen seines Rivalen enttäuscht. „Wir geben als Koalition ein schreckliches Bild ab und Bertinotti wirkt spalterisch“, sagte er der Zeitung „La Repubblica“.

Auch die Demokratische Union für Europa (UDEUR), ein kleiner Koalitionspartner Prodis, drohte mit einem Austritt aus dem Regierungsbündnis. Medien spekulierten, UDEUR-Chef Clemente Mastella wolle Verteidigungsminister oder Senatspräsident werden. Prodi will schlichten

Prodi teilte am Freitag vor Journalisten mit, er werde den Streit um den Posten des Parlamentspräsidenten schlichten. Beide Seiten hätten versichert, sein Machtwort zu akzeptieren. Bereits 1998 war die erste Regierung Prodis gescheitert, nachdem ihm Bertinotti die Gefolgschaft aufgekündigt hatte.

Kritiker hatten wiederholt bezweifelt, dass Prodi sein breites Mitte-Links-Bündnis auf Dauer zusammenhalten kann. Erst vor wenigen Tagen hatte ein Gericht Prodis Wahlsieg bestätigt. Regierungschef Silvio Berlusconi, der gegen das Ergebnis gerichtlich vorgegangen war, hat seine Niederlage noch nicht eingeräumt. Ciampi fordert Fairness

Staatspräsident Carlo Azeglio Ciampi rief die politischen Kräfte am Freitag zu „Fairness“ auf. „Die politischen Konflikte müssen nach den Prinzipien der fairen Zusammenarbeit, der Kohäsion und des gegenseitigen Respekts unter den Institutionen gelöst werden, wie es jede Demokratie fordert“, betonte Ciampi in einer Ansprache.

Der Präsident, dessen siebenjähriges Mandat am 18. Mai ausläuft, bezog sich mit diesen Worten indirekt auf das Verhalten Berlusconis.

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