Der Vatikan ist mit Islam-Unterricht in den italienischen Schulen für moslemische Kinder einverstanden. Das betonte der Präsident des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden (Iustitia et Pax), Kardinal Renato Martino. Wenn es in einer Schule hundert moslemische Kinder gibt, sehe ich nicht ein, warum sie keinen Islam-Unterricht erhalten sollten. Hier geht es um menschlichen Respekt, betonte der Kardinal am Rande des Symposiums Die Wege des Friedens, das am heutigen Donnerstag in Rom begonnen hat.
Wenn wir uns Gegenseitigkeit von Ländern erwarten, in denen Christen leben, müssen wir bei uns mit Toleranz beginnen. Wenn in Italien Menschen einer anderen Religion leben, müssen wir ihre kulturelle und religiöse Identität bewahren. Nur Dialog und religiöse Freiheit können den Fundamentalismus verhindern, sowohl den religiösen, als auch den politisch-laizistischen, sagte der Kardinal.
Alle Religionen predigen den Frieden und suchen einen Weg für ein harmonisches Zusammenleben, erklärte Martino. Der Westen müsse eine gemeinsame geopolitische Strategie für die Begegnung mit der islamischen Welt entwickeln, sagte Martino. Er schlug dafür eine internationale Einrichtung nach dem Vorbild der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) vor.
In den vergangenen Tagen hatte Martino die Veröffentlichung der Mohammed-Karikaturen als Ausdruck von Arroganz in den reichen und entwickelten Ländern bezeichnet, die keinen Respekt für fremde Kulturen haben. Das Recht auf Meinungsfreiheit ende dort, wo das Recht eines anderen berührt sei, sagte Martino. Auch wenn die Empörung auf muslimischer Seite offensichtlich instrumentalisiert werde, sei der entscheidende Punkt die bewusste Verletzung von religiösen Ehrfurchtsbereichen.