AA

"I genier mi, dass i jetzt do sitz": Prozess nach Messerstecherei zwischen Ex-Rotlichtgrößen

Ein Treffen zwischen zwei Wiener Rotlichtgrößen hatte ein gerichtliches Nachspiel.
Ein Treffen zwischen zwei Wiener Rotlichtgrößen hatte ein gerichtliches Nachspiel. ©APA/HARALD SCHNEIDER (Sujet)
Am Wiener Landesgericht wurde ein ehemaliger Wiener Rotlichtboss am Freitag rechtskräftig zu einer unbedingten Haftstrafe von zwei Jahren verurteilt. Der Vorwurf lautete auf versuchte absichtliche schwere Körperverletzung.

Die einstige Gürtel-Größe war am 25. August 2023 am Naschmarkt zufällig der früheren rechten Hand eines mit ihm verfeindeten Ex-Capos begegnet, als er am späten Vormittag nach einer durchzechten Nacht aus einem für seine großzügigen Öffnungszeiten bekannten Lokal wankte.

Ex-Rotlichtgrößen trafen einander durch Zufall: Prozess nach Messerstecherei

"Es hat ihm den Vogel rausg'haut", erklärte Verteidiger Marcus Januschke nun einem Schöffensenat (Vorsitz: Thea Krasa) das weitere Vorgehen des Angeklagten. Der 52-Jährige war nämlich nach dem Austausch von Unfreundlichkeiten dem "Langen Peter", wie der Mann seinerzeit ob seiner Körpergröße in der Szene genannt wurde, nachgelaufen und hatte gemeinsam mit einem unbekannten Mittäter auf den 56-Jährigen eingestochen. Der "Lange Peter" trug eine vier Zentimeter tiefe Stichverletzung sowie eine längere Schnittverletzung am linken Oberschenkel und eine Schnittwunde am Oberarm davon, konnte aber - wohl ob seiner körperlichen Überlegenheit - die Angreifer rasch abschütteln, sich losreißen und flüchten.

Gewalttätige Szenen von geparktem Tesla aufgezeichnet

Die gewalttätigen Szenen wurden allerdings zufälligerweise von einem geparkten Tesla aufgezeichnet. Der Fahrer des Wagens stellte das Video der Polizei zur Verfügung, die sogleich die Beteiligten erkannte und ein Strafverfahren in die Wege leitete.

Der einstige Rotlicht-Boss legte vor Gericht ein umfassendes Geständnis ab und wollte über seine Vergangenheit eben so wenig sprechen wie der als Zeuge geladene "Lange Peter": "Des war früher." Jetzt sei er in einer Baufirma tätig und "brav". Der "Lange Peter" habe ihn bei der unerwarteten Begegnung auf der Straße allerdings "provoziert", es sei zu einer Rangelei gekommen, dann sei es eskaliert: "Wenn zwa Glatzerte z'sammtreffn, gibt's a Problem."

Angeklagter "I genier mi, dass i jetzt do sitz"

"I genier mi, dass i jetzt do sitz," betonte der Angeklagte, der zuletzt im Dezember 2013 eine von insgesamt vier Vorstrafen ausgefasst hatte. Über seinen Rechtsvertreter Christian Werner hatte der 52-Jährige dem "Langen Peter" im Vorfeld der Verhandlung von sich aus 10.000 Euro an Schmerzengeld zukommen lassen. Das wurde bei der Strafbemessung mildernd anerkannt. Der Verletzte hatte sich zwei Tage in einem Spital stationär behandeln lassen müssen. "Was war denn das Problem bei der Auseinandersetzung?", wollte die vorsitzende Richterin von dem Zeugen wissen. "I hab ka Ahnung", erwiderte der Mann ausweichend. Er sei jedenfalls "nimmer im Milieu", derzeit beschäftigungslos und an einer Verurteilung des Angeklagten "net interessiert".

"A Anziehungspunkt für Leut', die in da Fruah net ham wolln"

Wer der Mittäter bei der Messerattacke war, ließ sich in der Verhandlung nicht klären. Der "Lange Peter" behauptete, den Mann nicht erkannt zu haben, der Angeklagte versicherte, er kenne nur dessen Vornamen: "Tito haßt der." Er habe ihn wenige Stunden vor der Auseinandersetzung in dem Nachtlokal ("A Anziehungspunkt für Leut', die in da Fruah net ham wolln") kennengelernt.

(APA/Red)

  • VIENNA.AT
  • Österreich
  • "I genier mi, dass i jetzt do sitz": Prozess nach Messerstecherei zwischen Ex-Rotlichtgrößen
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen