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I: Drahtzieher der Madrid-Anschläge gefasst

Der verhaftete Fundamentalist, der eine Schlüsselrolle bei den Anschlägen gespielt hat, heißt Hamed Sayed Osman Rabei und ist ägyptischer Staatsbürger.

Auch in Belgien wurden nach Angaben eines Justizsprechers in Brüssel Razzien bei Islamisten vorgenommen.

Der 33-jährige Fundamentalist wurde gemeinsam mit einem 21-jährigen Palästinenser festgenommen, in dessen Wohnung er Unterkunft gefunden hatte. Beide Männer sollen in den kommenden Stunden von der Mailänder Staatsanwältin Silvana Petromer vernommen werden, teilten die Ermittler bei einer Pressekonferenz am Dienstag in Mailand mit.

Italiens Innenminister Giuseppe Pisanu betonte, dass die italienischen Ermittler den mutmaßlichen Hauptverantwortlichen der Anschläge in Madrid festgenommen haben. „Die Operation ist von enormer Bedeutung”, sagte der Minister. Der Ägypter habe weitere Anschläge geplant. Der Minister sagte, die Anti-Terroroffensive könne zu weiteren Festnahmen führen.

Der am Montagabend festgenommene Fundamentalist plante offenbar auch weitere Terroranschläge. Die Vorbereitungen waren bereits in fortgeschrittener Phase, berichteten die Mailänder Ermittler unter der Leitung von Carlo De Stefano bei einer Pressekonferenz am Dienstag in Mailand. Mehrere Fundamentalisten waren zur Abreise in den Irak bereit, um mit Selbstmordanschlägen Ziele der westlichen Koalition anzugreifen, so De Stefano. Der 33-jährige Rabei habe nach den Anschlägen in Madrid mehrere europäische Länder bereist und in Italien Zuflucht gefunden. In Mailand habe er sich auf die Suche nach zu Selbstmordanschlägen bereiten Fundamentalisten gemacht, so die Ermittler. Die Telefongespräche des Ägypters waren stundenlang abgehört worden.

Der Fundamentalist hatte enge Verbindungen mit einer belgischen Terrorzelle, die in Brüssel entdeckt wurde. „Die beiden Gruppen teilen die militante Ideologie und die Bereitschaft zum Märtyrertum. Sie sind auch durch die Ablehnung der westlichen Lebensart verbunden”, sagten die Mailänder Ermittler. Die italienische Nachrichtenagentur ANSA meldete, wonach auch in Belgien ein Verdächtiger festgenommen wurde. Dies wollte die Brüsseler Staatsanwaltschaft jedoch zunächst nicht bestätigen.

Weitere Festnahmen schlossen die Mailänder Ermittler nicht aus. Überprüft wird auch eine dritte Person. Nach der Verhaftung der beiden mutmaßlichen Fundamentalisten in Mailand wurden weitere fünf Wohnungen in der lombardischen Metropole durchsucht, in denen jedoch weder Propagandamaterial, noch Waffen oder Sprengkörper gefunden wurden. Laut italienischen Justizkreisen sind die Polizeibehörden in Frankreich, Spanien, Italien und Belgien sind am Dienstag mit einer koordinierten Durchsuchungsaktion gegen mutmaßliche Moslem-Extremisten vorgegangen.

Die Festnahmen in Mailand sorgten für heftige politische Reaktionen in Italien. „Unser Land ist zum logistischen Stützpunkt und zum Zufluchtsort dieser Leute geworden, die hier Deckung und Unterstützung finden”, sagte der Senator der rechtspopulistischen Regierungspartei Lega Nord, Luigi Peruzzotti.

EU-Chefdiplomat Javier Solana hat die Festnahmen begrüßt. „Das ist ein Zeichen, dass es die Zusammenarbeit (zwischen den EU-Staaten) gegen Terroristen schon gibt”, sagte Solana am Dienstag auf einem Treffen der EU-Justiz- und Innenminister in Luxemburg. Solana und der neue EU-Anti-Terror-Koordinator Gijs de Vries legten den Ministern einen Bericht darüber vor, wie die EU ihren Kampf gegen den internationalen Terrorismus intensivieren kann. Vorgesehen ist, dass in einem bereits existierenden Planungsstab in Brüssel künftig auch die Erkenntnisse der nationalen Geheimdienste zusammenlaufen. Damit soll die weltweite Gefahrenlage besser eingeschätzt werden können.

Bei den Anschlägen vom 11. März in Madrid hatten islamische Terroristen ein Dutzend Bomben in vier Pendlerzügen gezündet. 191 Menschen waren dabei getötet und 1500 Menschen verletzt worden. Zu den Anschlägen in Madrid hatte sich die El-Kaida-Organisation des Moslem-Extremisten Osama bin Laden bekannt.

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