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Hypo-Steiermark-Prozess: Neue Schadenssumme und wichtiger Zeuge

Im Grazer Straflandesgericht ist am Montag der Prozess um die Leasing-Affäre der Hypo-Steiermark nach längerer Pause fortgesetzt worden. Zwei frühere Manager müssen sich wegen Untreue vor einem Schöffensenat (Vorsitz: Helmut Wlasak) verantworten.
Zeugen blieben daheim
Vorstand wird befragt

Ihnen wird vorgeworfen, riskante Geschäfte vor allem im süd- und osteuropäischen Raum betrieben zu haben. Der Schaden wurde vom Gutachter nach oben korrigiert und soll nun 53,6 Mio. Euro betragen.

Gleich zu Beginn der Verhandlung legte der Sachverständige Fritz Kleiner ein Ergänzungsgutachten vor. In diesem beziffert er nun den Schaden mit insgesamt 53,6 Mio. Euro, bisher ging die Anklage von 40,5 Mio. Euro aus. Eine genaue Erörterung des Gutachtens wird noch in dieser Woche erfolgen.

Als Zeuge war diesmal der frühere Aufsichtsratsvorsitzende Georg Doppelhofer, Ex-Generaldirektor der Raiffeisenlandesbank (RLB), geladen. Er gab sich zunächst recht auskunftsfreudig, ließ aber die Distanz zu seinen beiden früheren Mitarbeitern deutlich spüren. Nach seiner Aussage wusste er zwar, dass der angeklagte Geschäftsführer ein “Spezialist für Leasing war und jemand ist, der den lebenden Kunden kennt”, aber “es gab keinen persönlichen Kontakt, er war einige Hierarchieebenen unter mir”.

Das Engagement in Kroatien bezeichnete der Befragte als “schlüssige Sache”. Richter Helmut Wlasak konfrontierte ihn mit den Aussagen bisheriger Zeugen, die angegeben hatten, es habe bei den Leasing-Nehmern eine schlechte Zahlungsmoral geherrscht, die Rechtslage sei schwierig gewesen und das Inkassobüro nachlässig. “Das ist alles verkürzt dargestellt und entspricht einer gewissen Interessenslage”, meinte Doppelhofer unbeeindruckt.

Weiters hielt ihm der Richter einen Bericht vor, in dem stand, dass es Ende 2000 rund 4.500 Leasingverträge in Kroatien gegeben habe, wovon nur 50 problematisch gewesen sein sollen. “Im Nachhinein betrachtet muss man sagen, entweder ist der Bericht das Papier nicht wert, auf dem er geschrieben wurde, oder es wurde nicht richtig gearbeitet, das kann so nicht stimmen”, meinte Wlasak angesichts des bald darauf entstandenen Millionenschadens. “Es gab größere Unstimmigkeiten”, räumte Doppelhofer ein, trotzdem “war das Businessmodell stimmig”.

Auf die Frage, warum man erst so spät, nämlich 2005, einen zweiten Geschäftsführer und damit ein besseres Kontrollsystem bei der Leasing-Firma eingesetzt hatte, antworte Doppelhofer: “Es war schwer, jemanden zu finden, der systemadäquat war”. Auf Nachfragen des Richters meinte er ähnlich kryptisch: “Ein großer Baum wirft einen großen Schatten”. Damit wollte er, wie sich herausstellte, die starke Persönlichkeit des Ex-Geschäftsführers skizzieren und andeuten, dass dieser nur schwer jemand gleichwertigen neben sich geduldet hat.

Der Prozess wird morgen, Dienstag, um 9.00 Uhr mit weiteren Zeugen fortgesetzt.

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