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Hyde Park am Hudson - Trailer und Kritik zum Film

Wenn ein gekröntes Paar auf etwas normalere Mitmenschen trifft, kann's schwer für den Adel werden. Wie schwer, erzählt Regisseur Roger Michell augenzwinkernd in seiner nostalgischen, auf Tatsachen beruhenden Konversationskomödie "Hyde Park am Hudson". Alle Spielzeiten auf einen Blick

Da reist der britische König im Juni 1939 mit seiner Ehefrau über den Großen Teich, um den US-amerikanischen Präsidenten zu treffen. Den trifft er auch – samt Gattin und Geliebter dazu. Herr und Frau König müssen mehr als einmal kräftig schlucken, um halbwegs die Fassung zu bewahren.

Der aus Südafrika stammende Regisseur Roger Michell, berühmt für seinen Welterfolg “Notting Hill”, hat den vor allem von Dialogwitz und Situationskomik lebenden Film ganz auf die Schauspieler zugeschnitten. Samuel West und Olivia Colman als König und Königin von England, Bill Murray in der Rolle des US-amerikanischen Präsidenten Franklin D. Roosevelt sowie Olivia Williams als dessen Frau Eleanor und Laura Linney als seine Daisy genannte Geliebte Margaret Suckley entfachen launig ein Feuerwerk der Gags.

Nostalgische Komödie mit Bill Murray: “Hyde Park am Hudson”

Ein Großteil des Humors beruht auf dem Zusammenprall von steifer britischer Aristokratenarroganz und bodenständiger US-amerikanischer Hemdsärmeligkeit. Der politische Hintergrund, wie die Nachwehen der Depression in den USA und die Vorboten des drohenden Weltkrieges, spielen dabei so gut wie keine Rolle. Es wird gemauschelt und gemenschelt, und das immer mit einem Lächeln. Eine ähnlich anspruchsvolle Spiegelung der Wirklichkeit hinter aller Komik, wie beispielsweise in “The King’s Speech”, bleibt aus.

Die Geschichte wurde von Briefen und Tagebuchnotizen inspiriert, die sich im Nachlass der wirklichen Margaret Suckley fanden. Die Cousine und wohl wirklich sehr nahe Vertraute Roosevelts, die 1991 wenige Monate vor ihrem 100. Geburtstag starb, wurde so zum Vorbild für die Filmfigur der Daisy. Überwiegend wird das Geschehen aus ihrem Blickwinkel erzählt. Laura Linney gibt der Frau im Schatten der Macht mit selbstverständlich anmutender Ironie eine schöne Würde.

Hollywood-Erzkomödiant Bill Murray überrascht mit einer überaus zurückhaltenden Interpretation des an den Rollstuhl gefesselten ersten Mannes im Weißen Haus. In seinen Augen leuchtet zwar beständig der Schalk. Doch darstellerische Extravaganzen der gröberen Art, mit denen er sonst so gern auftrumpft, bleiben diesmal aus. Das gibt der Figur Roosevelts eine angenehme Seriosität und lässt die komischen Momente umso kraftvoller erscheinen.

Nach Colin Firth in “The King’s Speech” und Laurence Fox in “W.E.” agiert nun der englische TV-Star Samuel West als König “Bertie”. Mit typisch britischer Zurückhaltung charakterisiert er ihn als einen Mann, der in der Rolle des Monarchen gefangen ist und der dieser nicht einmal in den privaten Momenten entkommt. Damit setzt West im Trubel der Ereignisse bezaubernd leise Momente und gibt dem ansonsten auf plaudernde Unterhaltung setzenden Film einige Augenblicke von angenehmer Tiefe.

(APA)

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