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"Huygens" auf Saturn-Mond Titan gelandet

Der Jubel unter den sonst so nüchternen Wissenschaftern kannte keine Grenzen: Als sie am Freitag die ersten Daten der Raumsonde „Huygens“ aus den Tiefen des Alls empfingen, ging ein Aufschrei durch den Kontrollraum der Europäischen Raumfahrtagentur ESA.

Begeistert klatschten die Forscher und blickten strahlend auf die Bildschirme, auf denen die Informationen eintrafen. Ihre Sonde war erfolgreich auf dem Saturn-Mond Titan gelandet und hatte Daten an die Erde gefunkt.

Die erste Botschaft war bereits in der Früh in Darmstadt angekommen: Ein Radioteleskop hatte Signale von der Sonde empfangen, die wie geplant in die Atmosphäre des Saturn-Mondes Titan eingetreten war. Schon dieses Lebenszeichen löste grenzenlose Freude aus. Nach einer mehr als sieben Jahre langen Reise war Huygens am Ziel seiner Reise – am 1,2 Milliarden Kilometer entfernten Titan. Um 10.06 war Huygens in die Atmosphäre des Geheimnis umwitterten Titan eingetreten, um 12.47 Uhr landete er. Und zur Freude der Wissenschaftler zerschellte das Landegerät dabei nicht, sondern sandte noch Stunden weiter.

Es war ein Tag bangen Wartens für die Forscher. Die ersten Signale, die ein Radioteleskop in den USA empfangen hatte, zeigten nämlich nur, dass Huygens den Eintritt in die Atmosphäre des Saturn-Trabanten überstanden hatte. „Das Baby ist draußen“, zog ESA-Wissenschaftsdirektor David Southwood einen Vergleich mit einer riskanten Geburt, „aber wir müssen noch Finger und Zehen zählen“.

Am späten Nachmittag dann die erlösende Nachricht: Die Mission sei ein „wissenschaftlicher Erfolg“, verkündete ESA-Generaldirektor Jean-Jacques Dordain. Forscher vermuten, dass auf dem Saturn-Mond Verhältnisse wie auf der Erde vor Beginn des Lebens herrschen. Die Atmosphäre könnte derjenigen der Erde in ihrem Ur-Stadium vor vier Milliarden Jahren ähneln. Alle Elemente für Leben außer Sauerstoff seien auf dem Titan vorhanden, sagte ESA-Wissenschaftsdirektor David Southwood.

Seit Jahrzehnten hatten Forscher rund um die Welt die Reise zum Saturn-Mond vorbereitet: Am 15. Oktober 1997 war es soweit. Vom US-Raumfahrtzentrum Cape Canaveral startete das US-Raumschiff Cassini, huckepack die Sonde Huygens. Weihnachten 2004 trennten sich dann die Wege des Paares: Cassini stieß seine europäische Partnerin ab, die seitdem allein und ohne Kontakte zur Erde auf den Titan zuraste. Erst Freitagmorgen wurde Huygens automatisch wieder aufgeweckt, um die letzte Etappe des langen Fluges zurückzulegen.

Nach dem Eintritt in die Titan-Atmosphäre musste die Sonde Huygens, deren Form an einen Wok erinnert, enorme Belastungen aushalten: Auf bis zu 1800 Grad Celsius, hatten die Wissenschaftler vorher berechnet, würde sich das Schutzschild erhitzen. Drei Fallschirme bremsten dann den Sturz der 343 Kilogramm schweren Sonde ab. Nach der Landung wartete dann enorme Kälte auf Huygens: Minus 180 Grad soll die Temperatur auf dem Titan betragen.

Während dieses ganzen Manövers sendete die mit sechs Messinstrumenten ausgestattete Sonde Daten an das Mutterschiff Cassini, das die Informationen zunächst nur sammelte. Danach drehte sich Cassini und begann, das von Huygens übermittelte Wissen zur Erde weiterzuschicken. Und als es dort ankam, war klar: Die sieben Jahre lange Reise endete mit einem riesigen Erfolg.

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