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Hunger und Krankheiten bedrohen Flutopfer

Millionen Betroffene der Jahrhun­dert­flut in Pakistan sind nach Angaben der Vereinten Nationen weiter von Hunger und Krankheiten bedroht.
Bedrohung durch Hunger
Die Not in Pakistan ist groß
Flutkatastrophe in Pakistan
Hilfe läuft langsam an
30.000 Neugeborene vom Tod bedroht

“Wir bemühen uns, die Flutopfer mit Lebensmitteln zu versorgen, aber es gibt noch immer Millionen, die nur wenig oder überhaupt keine Hilfe erhalten haben”, sagte der Sprecher des UNO-Welternährungsprogramms (WFP), Amjad Jamal, am Montag in Islamabad. Zahlreiche Regionen seien noch immer von der Außenwelt abgeschnitten, da das Hochwasser Straßen und Brücken zerstört habe.

So sei es Helfern erst in den vergangenen Tagen gelungen, in entlegene Gebiete der Gebirgsdistrikte Shangla und Kohistan im Norden des Landes vorzudringen, die bereits vor drei Wochen von Überschwemmungen heimgesucht worden waren. “Die Vorräte der Menschen gehen zur Neige, aber wir sind nicht in der Lage, alle Betroffenen mit ausreichend Lebensmitteln zu versorgen.”

Das Welternährungsprogramm bat zur Versorgung der Flutopfer in Pakistan um mindestens 40 zusätzliche Hubschrauber. “Hubschrauber sind unsere einzige Möglichkeit, Hilfsgüter in diese Gebiete zu transportieren”, erklärte der WFP-Landesdirektor für Pakistan, Wolfgang Herbinger. Im Landesinneren starben bei einem durch das Hochwasser verursachten Busunfall mindestens 20 Menschen. “Wir benötigen mehr dieser lebensrettenden Hubschrauber”, erklärte Herbinger. Das WFP muss nach eigenen Angaben mindestens sechs Millionen Flutopfer unterstützen.

Nach UNO-Angaben vom Montag sind insgesamt 16,68 Millionen Pakistaner von der Flut betroffen. Etwa 800.000 davon hätten bisher noch keinerlei Hilfe erhalten. Vor allem am Unterlauf des Indus ist die Lage angespannt. Nach Angaben von Fluthelfern sind 30.000 Neugeborene vom Tod bedroht, wenn sie nicht rasch Hilfe bekommen.

Die Vereinten Nationen sind zudem über die Ausbreitung von Krankheiten besorgt. Etwa 1,5 Millionen Flutopfer müssten medizinisch versorgt werden, sagte UNO-Sprecher Maurizio Giuliano in Islamabad. Besonders häufig seien Durchfall und Hauterkrankungen. Premier Yousuf Raza Gilani hat für Dienstag ein Treffen angekündigt, dabei soll es um Gesundheit und Hygiene in den Überschwemmungsgebieten gehen. Auch Pläne zur Verhinderung von Seuchen sollen erörtert werden.

An diesem Montag wollte auch der Internationale Währungsfonds (IWF) mit Vertretern der pakistanischen Regierung über weitere Hilfen beraten. Bei den Gesprächen in Washington sollen nach Angaben des IWF vor allem die Auswirkungen der Überschwemmungen auf die Volkswirtschaft beurteilt werden.

Die Wassermassen des Indus warfen im Überschwemmungsgebiet in Zentralpakistan auch einen Reisebus um und rissen mindestens 15 Insassen – nach anderen Quellen mindestens 20 – in den Tod. Wie die Polizei mitteilte, wurden nach dem Unfall nahe der Stadt Taunsa in der Provinz Punjab noch 16 Menschen vermisst. 28 Passagiere seien aus den Fluten gerettet worden. Den Angaben zufolge fuhr der Reisebus auf einer Fernstraße, die die Behörden aufgrund des Hochwassers in der Region für den Verkehr gesperrt hatten.

Vier Wochen nach Beginn der verheerenden Hochwasserkatastrophe bedrohen die Wassermassen nun bevölkerungsreiche Städte im Süden des Landes. In pausenlosem Einsatz verstärkten Einsatzkräfte Deiche, doch die Verantwortlichen äußerten sich skeptisch darüber, ob die Überflutung der Städte Shadad Kot, Qambar und anderer Orte noch abgewendet werden kann.

“Es ist unser letzter verzweifelter Versuch, die Stadt zu retten”, sagte Brigadegeneral Khawar Baig. “Wir versuchen, hier das Wasser zu stoppen. Wenn es über die Deiche geht, werden weitere Orte überflutet.” 90 Prozent der 350.000 Einwohner haben Shadad Kot bereits verlassen. Auch aus Qambar und anderen Orten brachten sich Menschen in Sicherheit. Das Wasser steige weiter, sagte Baig, und es sei nicht abzusehen, wann der Scheitelpunkt erreicht sei.

Der Einsatzleiter des Katastrophenschutzes in dem Gebiet, Yaseen Shar, war besonders über die Lage an den östlichen Deichen vor der Stadt besorgt. 2,70 Meter hoch stand hier das Wasser. “Wir bekämpfen diese ständige Bedrohung mit Steinen und Sandsäcken, und das ist eine große Herausforderung”, sagte er.

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