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Hundstorfer wollte "Bauernopfer"

Verzetnitsch verteidigte bei seiner Zeugeneinvernahme, dass er niemanden über die Verluste der BAWAG informiert habe.

Er habe niemanden über die Verluste der BAWAG und die von ihm und dem damaligen ÖGB-Finanzreferenten Günter Weninger eingegangene Garantie des ÖGB für die Bank informiert habe. Erst bei einer Sitzung des ÖGB-Stiftngsrats vom 20. März 2006 sei erstmals ein kleiner Kreis im ÖGB davon eingeweiht worden. „Ich stehe zu dieser Garantievereinbarung“, habe er damals in der Sitzung gesagt. Bei dieser Sitzung in sehr aufgeregter Stimmung habe „der jetzige Präsident“ – gemeint ist Rudolf Hundstorfer, Anm. – in einem Zuruf gesagt: „Wir brauchen ein Bauernopfer“, erklärte Verzetnitsch heute vor Gericht.

Verzetnitsch sah sich durch die ersten Reaktionen im ÖGB offenbar zumindest teilweise bestätigt. Viele hätten ihm damals gesagt, „ihr habt’s eh das Richtige getan, aber ihr habt’s uns nicht informiert“, so der ÖGB-Chef heute in seiner Zeugenaussage. Schließlich sei kein einziger Schilling der Ausfallshaftung des ÖGB in Anspruch genommen worden, so Verzetnitsch.

Verzetnitsch zitiert auch ein Interview von Hundstorfer in der deutschen Wochenzeitung „Die Zeit“ vom Mai 2007. Darin nahm Hundstorfer auf die damalige politische Lage Bezug – „ZEIT: Hat der damalige Bundeskanzler Schüssel mit seiner Rede, in der er meinte, der BAWAG stehe das Wasser bis zum Hals, die Situation zusätzlich eskaliert? Hundstorfer: Hat er“, las Verzetnitsch im Gerichtssaal aus dem Interview vor, das als Beilage zu den Akten genommen wurde.

Staatsanwalt Georg Krakow hielt Verzetnitsch vor, er habe bei seiner Entscheidung, die Verluste und die ÖGB-Garantie geheim zu halten, das Verlust-Audit vom Wirtschaftsprüfer Arthur Andersen gar nicht abgewartet. Verzetnitsch antwortete, er habe sich auf die Angaben des damaligen BAWAG-Aufsichtsratspräsidenten Weninger, auf den Bericht von Elsner und auf das Geständnis von Wolfgang Flöttl gestützt. Der frühere ÖGB-Chef musste in der Befragung allerdings einräumen, das Geständnis Flöttls gar nicht gelesen zu haben. „Ich habe mich auf das Wort des Generaldirektors und des Aufsichtsratspräsidenten verlassen, der mit Flöttl gesprochen hat“. Auch das Audit, die Bestätigung über die Verluste Flöttls, habe er nicht gelesen.

Zur Geheimhaltung des ganzen Projekts habe er sich entschlossen, um das Vermögen und die politische Handlungsfähigkeit des ÖGB zu sichern, da die Bank unter Druck gekommen wäre, wenn die Verluste an die Öffentlichkeit gekommen wären, führte Verzetnitsch mehrmals aus. Als Beispiel, wie schnell Informationen an die Öffentlichkeit gelangten, erzählte Verzetnitsch von einer Sitzung des ÖGB, wo über eine Personalfrage diskutiert wurde: Noch während die Sitzung lief habe ihm eine Sekretärin eine APA-Meldung hereingebracht, in der über den Inhalt der Beratungen berichtet wurde.

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