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Hundstorfer will Blum zu seinem Berater machen

Schwarzach/Wien - Im "VN"-Interview stellt der ehemalige ÖGB-Präsident und jetzige Sozialminister Hundstorfer klar: "Auf Egon Blum verzichte ich nicht."

VN: Wirtschaftsforscher sagen einen massiven Anstieg der Arbeitslosigkeit voraus. Wie antworten Sie darauf?

Hundstorfer: Wir müssen schauen, dass die gesamte Volkswirtschaft am Leben bleibt und dass die Rezessionsprognosen so wenig wie möglich Realität werden. Den Anstieg bei der Arbeitslosigkeit wird es geben. Das ist so, das gehört offen und ehrlich gesagt. Was wir versuchen können ist, den Anstieg einzudämmen. Wir haben bereits Konjunkturprogramme dazu erstellt. Zusätzlich werden wir seitens der Arbeitsmarktpolitik Maßnahmen wie die Kurzarbeit und die Qualifizierung von Arbeitskräften weiterentwickeln.

VN: Was meinen Sie damit?

Wir sind sehr intensiv dabei zu prüfen, was notwendig ist. Die Kurzarbeit läuft in einigen Industriebetrieben ja schon. Aber es gibt ein Problem: Wir sind keine Insel des Seligen. Wenn die Autobauer in Deutschland zu 18 Monaten Kurzarbeit übergehen, denn müssen unsere Autozulieferer nachziehen. Noch ist das nicht möglich, weil wir maximal zwölf Monate Kurzarbeit haben. Das heißt, dass wir eine Gesetzesänderung brauchen.

VN: Und was ist bei den Qualifizierungsmaßnahmen notwendig?

Wir müssen schauen, dass die Qualifizierungsmaßnahmen, die über das Arbeitsmarktservice laufen, bereits in den Betrieben stattfinden. Die derzeitigen Förderrichtlinien sehen das nicht vor. Das müssen wir ändern, damit Qualifizierungsmaßnahmen vor allem auch im Rahmen der Kurzarbeit möglich werden.

VN: Wird seitens der Beschäftigten auch ein Lohnverzicht notwendig werden?

Wir müssen mit neuen Modellen – auch solchen, die wir zur Stunde vielleicht noch gar nicht kennen – versuchen, die Beschäftigung zu halten. Lohnverzicht steht dabei nicht im Vordergrund. Aber natürlich wird es auch Finanzierungsformen geben müssen, zu denen alle Beteiligten einen Beitrag leisen müssen.

VN: Wann werden Sie Details präsentieren?

Wir arbeiten daran, auch über die Feiertage. Spätestens Mitte Jänner werden Sie konkrete Maßnahmen sehen.

VN: Wie viel Geld wird all das kosten?

Das AMS-Budget des nächsten Jahres wird sicher verbraten werden müssen; das sind ein paar Hundert Millionen Euro. Aber dahinter steht eine plausible Rechnung: Wenn wir 100.000 Arbeitslose mehr hätten, dann würde uns das insgesamt 4,7 Milliarden Euro kosten – 2,5 Milliarden Euro an Arbeitslosenunterstützung und 2,2 Milliarden Euro volkswirtschaftlich gesehen.

VN: Wie passt der Verzicht auf den Regierungsbeauftragten für Lehrlingsbeschäftigung, Blum, dazu?

Auf seine Expertise wird nicht verzichtet.

VN: Aber sein Vertrag als Beauftragter läuft aus.

Der Bundeskanzler und der Vizekanzler haben vereinbart, dass es keine Regierungsbeauftragten mehr gibt. Das ist so. Aber ich will auf das Grundwissen von Egon Blum nicht verzichten und versuche daher mit ihm zu klären, wie wir weiter zusammenarbeiten können. Wir sind in guten Gesprächen und werden auch eine vernünftige Lösung finden.

VN: Werden Sie Blum als Berater engagieren?

Ja, so etwas wird es sein.

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