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Hunderttausenden Tonnen Munition im Meer

"Eine tickende Zeitbombe" für Menschen und Umwelt
"Eine tickende Zeitbombe" für Menschen und Umwelt ©BilderBox/Symbolbild
Umweltschützer haben vor den Gefahren durch große Mengen im Meer versenkter Weltkriegsmunition gewarnt. Hunderttausende Tonnen von Explosiv- und Giftstoffen in der deutschen Nord- und Ostsee seien "eine tickende Zeitbombe" für Menschen und Umwelt.

Das sagte der Vorsitzende des schleswig-holsteinischen Naturschutzbundes (NABU), Ingo Ludwichowski, am Mittwoch anlässlich einer internationalen Konferenz zu dem Thema in Neumünster.

In den deutschen Gewässern der Nord- und Ostsee sind nach Schätzungen von Experten nach dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg 400.000 bis 1,3 Millionen Tonnen Munition “entsorgt” worden, darunter auch Giftgasgranaten. Nach Angaben des schleswig-holsteinischen Innenministeriums in Kiel liegen allein vor der deutschen Ostseeküste mehrere hunderttausend Tonnen Sprengstoff aus Bomben, Torpedos, Minen oder Granaten sowie Rückstände aus der Militärproduktion.

Neben der Gefahr plötzlicher Detonationen besteht das Risiko, dass schädliche Chemikalien aus der verrostenden Munition ins Wasser und in die Umwelt gelangen. Die von den Behörden fallweise praktizierte Sprengung der gefundenen Sprengkörper bedroht darüber hinaus Kleinwale, Vögel und Fische. Vor allem die geräuschempfindlichen Schweinswale werden nach Angaben von Experten durch die unterseeischen Schockwellen massiv gefährdet.

Der NABU sowie die Gesellschaft zum Schutz der Meeressäugetiere (GSM) und die Gesellschaft zur Rettung der Delfine (GRD) begrüßten bei der von ihnen gemeinsam organisierten Konferenz die Initiative des Kieler Innenministeriums, alte Munition in der Ostsee nur noch hinter Blasenschleiern zu sprengen. Dabei werden Vorhänge aus Luftblasen erzeugt, die den Schall deutlich eindämmen. Die Umweltschützer forderten, dieses Prinzip bei allen Sprengungen verpflichtend anzuwenden und Tiere in der Nähe durch akustische Signale zu verjagen.

Zusätzlich mahnten sie die Entwicklung schonenderer Beseitigungstechniken an. Sprengungen seien nur eine “Übergangslösung”, so NABU-Meeresschutzexperte Kim Detloff. Bei ihnen endeten erhebliche Mengen von Sprengstoff und dessen Abbauprodukte im Meer und könnten somit an Badestrände gespült werden oder in die Nahrungskette gelangen. Es gebe alternative Methoden wie das Bergen und anschließende Zerlegen mit Roboterhilfe.

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