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Hundertausende Franzosen gegen Pensionsreform

Mit neuen Protesten in vielen Städten des Landes haben die französischen Gewerkschaften am Samstag weiter gegen die geplante Pensionsreform demonstriert.
Erneute Demonstrationen
Hunderte Tankstellen ohne Benzin
Schwere Protest in Frankreich
Ölraffinerien werden bestreikt
Pensions-Streiks in Frankreich
Streikwelle in Frankreich geht weiter

Bis zum Mittag kamen nach Angaben des französischen Innenministeriums rund 340.000 Menschen bei landesweit 140 Protestversammlungen zusammen. Wegen der Proteststreiks der Raffinerie-Mitarbeiter bestand Sorge um die Versorgung von Tankstellen und Flughäfen mit Kraftstoff.

Den Gewerkschaften zufolge war die Beteiligung an insgesamt 230 Demonstrationen “mindestens so groß wie am 2. Oktober”, als nach Polizeiangaben knapp 900.000, den Gewerkschaften zufolge etwa drei Millionen Menschen demonstriert hatten. In Paris kamen bis zum Samstagnachmittag nach Polizeiangaben etwa 20.000 Menschen zu einer zentralen Kundgebung zusammen – 30.000 weniger als zwei Wochen zuvor. Die Demonstranten warfen der Regierung vor, das Land zu spalten und damit in eine Blockade zu treiben.

Bei den größten Massenprotesten der vergangenen Wochen waren am Dienstag nach Angaben der Gewerkschaften rund 3,5 Millionen Menschen auf die Straße gegangen, die Regierung sprach von 1,2 Millionen Demonstranten. Erstmals beteiligten sich auch viele Schüler und Studenten an den Protesten. Die Kundgebungen richten sich gegen die geplante Pensionsreform der konservativen Regierung von Präsident Nicolas Sarkozy, mit der das Pensionsalter von 60 auf 62 Jahre erhöht werden soll. Über das Gesetz soll am kommenden Mittwoch im Senat abgestimmt werden.

Die Polizei war zum behutsamen Umgang mit den Demonstranten aufgerufen. Nachdem bei der Auflösung einer Schul-Blockade bei Paris am Donnerstag ein Schüler schwer verletzt worden war, hatte die Polizeidirektion von Paris den Einsatz von Gummigeschossen durch die Polizei verboten.

Das französische Umweltministerium befürchtete am Samstag, infolge von Streiks in zehn der zwölf Erdölraffinerien sowie in den Ölhäfen des Landes könne dem Pariser Großflughafen Roissy-Charles de Gaulle zu Beginn der kommenden Woche der Treibstoff ausgehen. Der Kerosinvorrat reiche noch bis Montagabend oder Dienstag, sagte ein Ministeriumssprecher der Nachrichtenagentur AFP. Es gebe aber “Wege, eine Lösung zu finden, den Flughafen zu beliefern”. Eine zuvor unterbrochene Versorgungsleitung sei derzeit “mit Unterbrechungen” in Betrieb, sagte der Sprecher.

Wirtschaftsministerin Christine Lagarde zeigte sich in der Frage zuversichtlich. Dem Fernsehsender RTL sagte sie, es gebe “keinen Mangel” an Kraftstoff. “Die Vorräte reichen noch mehrere Wochen.” Lagarde sprach sich für einen “intelligenten sozialen Dialog” aus, um die Blockaden aufzuheben.

Der Präsident des französischen Kraftstoffverbands, Jean-Louis Schilansky, bezeichnete die Situation als “angespannt”. Nach Angaben des Umweltministeriums wurden Kraftstoffimporte aus Deutschland, Italien, Spanien und Belgien auf dem Land- und Seeweg ausgeweitet.

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