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Hubert von Goisern - Brenna tuat's schon lang - Trailer und Kritik zum Film

Hubert von Goisern - Brenna tuat's schon lang
Hubert von Goisern - Brenna tuat's schon lang ©Hubert von Goisern - Brenna tuat's schon lang
Hubert von Goisern zählt zu den leuchtendsten Fixsternen am heimischen Pophimmel. Einer Würdigung seines reichhaltigen, weit verästelten Künstlerlebens in Form einer Dokumentation hat sich der bayerische Regisseur Marcus H. Rosenmüller angenommen.

Entstanden ist “Brenna tuat’s schon lang”, ein umfassendes, atmosphärisches Porträt eines Einzelkämpfers, das am 24. April in den Kinos gezündet wird. Im Morgengrauen unter schwer bedecktem Himmel öffnet sich das Tor eines Bootshauses am Hallstätter See, und hinaus tuckert Hubert von Goisern auf einer Plätte, um mitten am See stehen zu bleiben, die Angel auszuwerfen und übers Leben zu sinnieren. Kitschfreies, ländliches Idyll und der Zustand vollkommener Entschleunigung – bester Ausgangspunkt für eine vielschichtige, ereignisreiche Filmbiografie.

Brenna tuat’s schon lang – Die Geschichte

Aufgewachsen im Kurort Bad Goisern mit der ewig gültigen, an die Kinder adressierten Auflage, stets still zu sein, damit sich die Gäste regenerieren können, bekommt er als Zwölfjähriger einen Musiklehrer zugeteilt, dessen Musikalität, die er in “menschen- und lebensfreundlicher Art verströmte”, den Grundstein für Von Goiserns Künstlerwerdung legte. “Nie hat er mir faulen Hund Stress gemacht. Er hat mir vermittelt, dass Musik etwas Lässiges ist.” Dennoch war der Verbleib des damals langhaarigen Querulanten in einer von damals sieben ortsansässigen Musikkapellen nur von kurzer Dauer, “weil mir was Modernes abging und auch die Frauen”. Es folgte der unvermeidliche Rauswurf und das vergebliche Warten auf eine Entschuldigung des Kapellmeisters, der seinerseits mit einem Klein-Beigeben seines Schützlings rechnete.

Rosenmüller, Garant für Qualitätsheimatfilme aus Bayern (“Wer früher stirbt, ist länger tot”, “Sommer der Gaukler”), hat ausgiebig in den Archiven gewühlt: Nie gesehene Fotografien vom ganz jungen Hubert Achleitner, wie er bürgerlich heißt, ein Auftritt im deutschen TV-Show-Flop “Nase vorn” mit einer wahrlich schauerlichen Darbietung, Live-Aufnahmen aus dem Roten Engel im Wiener Bermudadreieck lange vor der späteren Begleitband Alpinkatzen und eine aus Scham erstmals erst jetzt erzählte Anekdote über einen gebuchten, aber nie stattgefundenen Gig im legendären Wiener Konzertlokal Tunnel. Die brisante Diskussion des bereits erfolgreichen Sohnes des Ortes mit einem Altvorderen über den Begriff Volksmusik macht begreiflich: “Der Künstlername Hubert von Goisern ist praktisch ein Racheakt von mir gewesen.”

Brenna tuat’s schon lang – Die Kritik

Rosenmüller bleibt mit der Kamera, während Von Goisern Stationen seiner Vergangenheit aufsucht, auf Distanz, wortwörtlich vor der Tür, schaut beim Fenster rein, beobachtet. Und rückt Von Goiserns Geburtshelfer und Denkmalpfleger in den Fokus: Hage Hein, Manager seit Anbeginn, erzählt vom ersten Aufeinandertreffen, von Startschwierigkeiten, vom Weißglühen der Telefonleitungen beim Bayerischen Rundfunk nach einem Auftritt im Münchner Nachtwerk, von der “Unvorstellbarkeit”, die Alpinkatzen aufzulösen. Andreas Weineck, ehemaliger Plattenmanager, reflektiert seine wegweisende Entscheidung, das “Hiatamadl” als Single zu veröffentlichen.

Hubert von Goisern spielte zu Beginn seiner steil aufwärts verlaufenden Karriere auch in den USA, begeisterte dort Labelverantwortliche, die seine Musik als “Alpine Grunge” beschrieben, traf auf Jane Goodall und tibetische Musiker, gab Konzerte in Ägypten und im Senegal, widmete sich den Ursubstanzen echter Volkslieder (“Trad”) und holte sich davon “einen Grausen”, durchpflügte als Menschenfischer per Schiff die Donau flussab- und aufwärts (“mein künstlerischer Achttausender”), versuchte sich als Schauspieler (“Hölleisengretl”), bespielte Wirtshäuser und schaffte es erst 2011 mit “Brenna tuat’s guat” auf Platz eins der Singlecharts. Die Rückschau reicht mit Ausschnitten von der Premiere der aktuellen Tour bis in die Gegenwart.

Mit dem Zitat “Ich will eine Brücke schlagen, nicht so sehr zwischen den Kulturen, aber zwischen den Menschen” drängt er sich – getreu dem Motto “Building Bridges” – quasi als Song Contest-Botschafter auf. Als “Lebensverschwender” sieht er sich. “Wenn ich mir was vornehme, dann ist es verschwenderisch zu sein mit dem, was ich habe.” Auch wenn sich die sehenswerte Doku, die auch im Rahmen des Filmfestivals “Crossing Europe” (23.-28. April) zu sehen ist, später mal gut im TV machen wird – die DVD erscheint im Oktober -, ist ein Kinobesuch keine Zeitverschwendung. Zum Schluss, wieder zurück, mitten am See, scheint ein Fisch angebissen zu haben.

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(APA)

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