Den Zusammenhang entdeckten die Grazer Forscher bei der Analyse von Serumproben von rund 2.300 älteren Männern im Rahmen der LURIC-Studie (LUdwigshafen RIsk and Cardiovascular Health Study). Die Studie sammelt einen umfassenden Pool an Umwelt- und genetisch-bedingten Risikofaktoren für Herzkreislauf-Erkrankungen sowie deren Zusammenspiel.
Schwankungen des Testosterons zeigten sich bei allen Männern, egal wie hoch die Ausgangswerte waren, fasste Barbara Obermayer-Pietsch, stellvertretende Leiterin der Klinischen Abteilung für Endokrinologie und Nuklearmedizin an der Uniklinik für Innere Medizin in Graz, am Mittwoch im Gespräch mit der APA zusammen. Im Detail zeigten sich ausgeprägte saisonale Veränderungen des Testosteronspiegels – und zwar bis zum Doppelten des Winterwertes. Ähnlich waren die Veränderung des Vitamin-D-Spiegels.
Die niedrigsten Testosteron-Werte konnten die Forscher im März messen, die höchsten im August. “Im Tierreich machen die Schwankungen aus evolutionärer Sicht durchaus Sinn: Da der Testosteronspiegel mit dem Fortpflanzungserfolg korreliert, wird die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass der Nachwuchs in der günstigen Jahreszeit geboren wird”, so Obermayer-Pietsch.
Testosteronmangel ist weit verbreitet und stellt neben dem Problem für Libido und Potenz auch ein Risiko für Erkrankungen, u.a. des Herzens dar. In Graz erforscht man nun die genauen pathophysiologischen Zusammenhänge zwischen Testosteron und Vitamin D und will auch untersuchen, ob sich der Testosteronmangel durch Vitamin-D-Gabe beheben lässt. Sollte eine Vitamin-Substitution erfolgreich sein, stünde damit eine kostengünstige und sichere Behandlungsmöglichkeit zur Verfügung. Eine Studie zur Effektivität von Vitamin D-Gabe an Männer bei Kinderwunsch ist im Laufen. Eine weitere Studie bei Frauen mit erhöhtem Spiegel des männlichen Sexualhormons, die bereits mit Vitamin D behandelt werden, stehe kurz vor dem Abschluss, so Obermayer-Pietsch.