AA

Hoon sagt in Kelly-Affäre aus

Der britische Verteidigungsminister Geoff Hoon hat sich am Mittwoch vor dem Untersuchungsausschuss zum Tod des Waffenexperten David Kelly verteidigt.

Der Regierungsberater und Ex-UNO-Inspektor David Kelley habe ihm bei einem zufälligen Treffen in der Ministeriumskantine im April selbst versichert, dass er den harten Irak-Kurs der Regierung gutheiße, sagte Hoon dem Ermittlungsrichter Brian Hutton. Er habe während der Unterredung nicht gewusst, um wen es sich bei seinem Gesprächspartner handelte.

„Ich glaube, ich habe erst erfahren, dass es Dr. Kelly war, als eine seiner Töchter mich nach seinem Tod an diesen Vorfall erinnerte und mich daran erinnerte, dass es Dr. Kelly war“, sagte der Verteidigungsminister. Hoons Ministerium hatte Kellys Namen am 10. Juli als Quelle eines regierungskritischen BBC-Berichts zur Irak-Politik öffentlich gemacht. Acht Tage danach nahm sich der 59-Jährige das Leben.

Vor der Untersuchungskommission sagte Hoon, sein Ministerium habe untersucht, ob Kelly die Hauptquelle für den BBC-Bericht gewesen sei. Hoon soll sich über Bedenken seiner Beamten hinweggesetzt haben, die sich gegen eine öffentliche Befragung Kellys durch den Irak-Untersuchungsausschuss des Parlaments ausgesprochen hatten.

Hoon wies die Darstellung des BBC zurück, dass sich der Sender vor seinem Ende Mai ausgestrahlten Bericht um eine Stellungnahme des Verteidigungsministeriums bemüht habe. Der Bericht warf der Regierung vor, Geheimdienstinformationen über die vom Irak ausgehende Bedrohung künstlich aufgebauscht zu haben, um ihre Entscheidung zum Krieg zu rechtfertigen. Dazu soll auch die Warnung gehört haben, dass irakische Massenvernichtungswaffen binnen 45 Minuten eingesetzt werden könnten. Nach Kriegsende wurden in Irak jedoch keine solchen Waffen gefunden.

Vor Lordrichter Hutton rechtfertigte Hoon als bisher ranghöchster Vertreter der Regierung die britische Politik vor dem Irak-Krieg. Sein Ministerium habe die Veröffentlichung des Regierungsberichts über die irakischen Massenvernichtungswaffen unterstützt, die Informationen des britischen Geheimdienstes dazu seien zuverlässig gewesen.

Vor dem Ort der Anhörung, dem Gebäude des Königlichen Gerichtshofs in der Londoner Innenstadt, protestierte eine kleine Gruppe von Demonstranten gegen die Regierungspolitik. Die von dem BBC-Bericht und dem Tod Kellys ausgelöste Affäre hat die Regierung Blair in ihre bisher schwerste Krise gestürzt.

  • VIENNA.AT
  • Chronik
  • Hoon sagt in Kelly-Affäre aus
  • Kommentare
    Die Kommentarfunktion ist für diesen Artikel deaktiviert.