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Honduras: 100 Tote bei Gefängnisbrand

Bei einem Brand in einer Haftanstalt in Honduras sind am Montag mindestens hundert Menschen ums Leben gekommen. Der Brand entstand vermutlich durch einem Kurzschluss.

Wie die Behörden des zentralamerikanischen Staates mitteilten, brach das Feuer im Gefängnis von San Pedro Sula aus, etwa 240 Kilometer nördlich der Hauptstadt Tegucigalpa. Der Polizeisprecher der Stadt, Wilmer Torres, sagte, der Brand sei offenbar durch einen Kurzschluss ausgelöst worden.

Es habe 101 Tote und 27 Verletzte gegeben; 54 Menschen hätten das Unglück unbeschadet überstanden. Ein überlebender Häftling erhob schwere Anschuldigungen gegen das Wachpersonal: Dieses habe die Gefangenen mit Schüssen in Schach gehalten, statt sie vor den Flammen zu retten.

Der überlebende Häftling Pablo Cardona von der Jugendlichenbande „Mara Salvatrucha“ berichtete in örtlichen Hörfunksendern, dem Brand sei eine Explosion vorausgegangen. Die Gefangenen hätten vergeblich um Hilfe geschrien. Anstatt die Zellentüren zu öffnen, um die Gefängnisinsassen vor den Flammen zu retten, hätten die Wachbeamten begonnen, Schüsse abzugeben.

Seitens der Behörden lagen zunächst keine genauen Angaben über den Hergang des Unglücks vor. Der in der Arbeit mit den Jugendbanden tätige Weihbischof von San Pedro Sula, Romulo Emiliani, sprach von einem „entsetzlichen Ereignis“ und forderte umfassende Ermittlungen. Der Tod so vieler Jugendlicher sei schmerzlich. Viele von ihnen wollten dem Geistlichen zufolge nach der Haftentlassung ein neues Leben beginnen und sich in die Gesellschaft eingliedern.

Es ist nicht das erste Mal, dass in Honduras Häftlinge sterben: Im April 2003 starben bei Unruhen im Gefängnis der Hafenstadt La Ceiba an der Karibikküste 68 Menschen. 61 von ihnen gehörten der Jugendbande „Mara 18“ an. 51 Soldaten, Polizisten und Kriminelle müssen sich vor Gericht wegen des Vorwurfs verantworten, das damalige Massaker verübt zu haben. Den honduranischen Behörden zufolge streiten die Jugendbanden mit ihren landesweit rund 100.000 Mitgliedern um die Kontrolle über Drogenhandel und Prostitution.

Menschenrechtsorganisationen kritisieren immer wieder die Haftbedingungen in den hoffnungslos überfüllten honduranischen Gefängnissen. Sie werfen den staatlichen Sicherheitskräften vor, die Jugendbanden regelrecht „auslöschen“ zu wollen. Die Regierung von Präsident Ricardo Maduro weist entsprechende Beschuldigungen entschieden zurück.

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