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Homosexualität: Gegen Homophobie bei Lehrerausbildung

Die Stadt Wien zeigt Homophobie die rote Karte.
Die Stadt Wien zeigt Homophobie die rote Karte. ©Bilderbox
Die Stadt Wien engagiert sich weiter im Kampf gegen Homophobie. Unter anderem soll das Thema Homosexualität in der Lehrerausbildung verankert werden, Gespräche mit der Pädagogischen Hochschule laufen.

Die Stadt Wien will ihre Maßnahmen im Kampf gegen Homophobie ausweiten. Um Diskriminierung und Gewalt gegen gleichgeschlechtliche Liebe an Schulen zu minieren, sollen die Themen sexuelle Orientierung und Geschlechteridentitäten künftig fix in der Lehrerausbildung verankert werden. Gespräche mit der Pädagogischen Hochschule (PH) Wien bezüglich des Theams Homosexualität gebe es bereits, versicherte die zuständige Stadträtin Sandra Frauenberger (S) am Donnerstag in einer Pressekonferenz. Bis 2012 will die Stadt – auch im Austausch mit anderen Städten – ein neues Strategiepapier zur Eindämmung von Homophobie formulieren.

Angehende Lehrer sollten ihre Ausbildung nicht mehr abschließen können, “ohne zumindest einmal mit dem Thema konfrontiert worden zu sein”, wünschte sich Wolfgang Wilhelm von der Wiener Antidiskriminierungsstelle für gleichgeschlechtliche Lebensweisen (WASt). Pädagogen wüssten oft nicht, wie sie mit Homosexualität umgehen sollten. Die Folge davon: Viele Lehrer würden den Bereich ausblenden, wobei diese signalisierte “Gleichgültigkeit” für betroffene Jugendliche eine schlimme Erfahrung sei, so der WASt-Experte.

Lehrer machen sich über Homosexualität lustig

Außerdem komme es zuweilen vor, dass Lehrer selbst über Schwule und Lesben “blöde Sprüche klopfen”. Deshalb sollte Homosexualität zumindest im Rahmen eines verpflichtenden Seminars Teil der Pädagogenausbildung sein. “Wir gehen davon aus, dass unsere Argumente gut genug sind”, hofft Wilhelm auf positive Resonanz seitens der PH. Sie ist zuständig für die Ausbildung aller Volks-, Haupt- und Berufsschullehrer, Lehrer an den höheren Schulen werden an den Unis ausgebildet.

Eine Wiener Studie aus dem Jahr 2006 – aktuellere Daten liegen nicht vor – besagt, dass 37 Prozent aller befragten Lehrer und Schüler immer oder oft Schimpfworte über Homosexuelle hören. Außerdem greife in 38 Prozent der Fälle von physischer oder psychischer Gewalt selten oder nie jemand ein. Laut Wilhelm haben Jugendliche in ihrer Coming-out-Phase ein bis zu siebenfach erhöhtes Selbstmordrisiko.

“Queere Stadtgespräche” zu homophober Gewalt

Abgesehen von schulischer Aufklärung wird sich die seit 2009 bestehende Veranstaltungsreihe “Queere Stadtgespräche” ab sofort zwei Jahre lang schwerpunktmäßig mit homophober Gewalt auseinandersetzen. Anregungen zu nachhaltigen Strategien will sich die Stadt auch im Dialog mit anderen europäischen Metropolen holen.

Als Beispiel nannte Frauenberger heute Berlin. Dort habe das Abgeordnetenhaus 2009 ein 60 Maßnahmen umfassendes Paket beschlossen, berichtete Claus Nachtwey von der Berliner Landesstelle für Gleichbehandlung von Homosexuellen. Für die Umsetzung macht die deutsche Hauptstadt jährlich 2,1 Mio. Euro locker. In Wien ist die WASt mit einem Budget von derzeit 500.000 Euro pro Jahr ausgestattet.

Wie viel homosexuelle Menschen mit Diskriminierung, Verbalattacken und Gewalt konfrontiert sind, darüber gibt es derzeit noch keine Statistik. Die Polizei spreche von vereinzelten Zwischenfällen, wobei es möglicherweise eine höhere Dunkelziffer gebe, hieß es. Um die Datenlage zu verbessern, will Wien demnächst eine entsprechende Studie in Auftrag zu geben.

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