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Hommage an Galina Ustwolskaja bei den Wiener Festwochen

Samstag und Sonntag stehen bei den Festwochen Kompositionen von Galina Ustwolskaja im Mittelpunkt.
Samstag und Sonntag stehen bei den Festwochen Kompositionen von Galina Ustwolskaja im Mittelpunkt. ©dpa (Symbolbild)
Neo-Intendant Markus Hinterhäuser hat Galina Ustwolskaja bei den Wiener Festwochen eine Hommage gewidmet. Über zwei Tage erklingt ein Gutteil der Werke der Komponistin. Der umjubelte Auftakt war am Samstagabend.

“Das gelangt sofort dahin, wo es hingehört – nämlich ganz tief in das Herz des Zuhörers”, hatte Hinterhäuser die Musik der Eigenwilligen vor kurzem im “Kulturzeit”-Interview charakterisiert. Dabei stehen die Werke der 1919 in St. Petersburg geborenen Schostakowitsch-Schülerin wie in Stein gemeißelt, arbeitete sie doch meist über Jahre an den einzelnen Kompositionen.

Kompositionen von Galina Ustwolskaja

Ihre in der ersten Hälfte der 70er-Jahre entstandenen “Kompositionen Nr. 1 bis 3” scheinen wie ein Dogma – jeder Ton bis zur Manie festgezurrt, was dem Klangforum Wien unter Peter Rundel höchste Konzentration abverlangte. Zugleich fehlt der Humor, die spielerische Leichtigkeit in diesen Werken gänzlich. Spielerisch ist einzig der Umgang Ustwolskajas mit dem Klangspektrum, spannt sie doch Instrumente zusammen, die ansonsten nie in der Solistenrolle zu hören sind.

Musikalisches Spiel der Extreme

Für Komposition Nr. 1 treten Klavier, Piccoloflöte und Tuba in einen schroffen Dialog, für Nr. 2 sind acht Kontrabässe und ein Klavier nebst Percussion zusammengespannt, während Nr. 3 vier Flöten und vier Fagotte vereint. Gemeinsam ist den Stücken die extreme Expressivität, wenn mit Tuba und Piccoloflöte die beiden Enden des Bläserspektrums repräsentiert und das Klavier als Klammer fungiert.

Ein Fluss ist dabei kaum je gegeben. Die Zwiesprache der einzelnen Instrumente ist von langen Pausen gekennzeichnet. Bisweilen stehen die Musiker völlig still im Spiel, um im nächsten Moment sogleich brutal zu attackieren. Mischklang ist hier kein Ziel. Es bleibt ein Spiel der extremen Ränder, archaisch und bei aller Anspannung immer wieder auch beinahe kontemplativ.

Vierteiliger Konzertzyklus bei den Wiener Festwochen

Den Auftakt des vierteiligen Konzertzyklus bildeten die Sonate und das Duett für Klavier und Violine, für das sich Hinterhäuser bei seinem ersten Einsatz als Pianist bei den heurigen Festwochen Patricia Kopatchinskaja als Partnerin geholt hatte. Hier knallen die Einsätze wie Peitschenhiebe in beinahe absurden Dynamikwechseln. Herausgeschossene Fragmente wechseln mit ruhigen Phasen, die den beiden Musikern äußerstes Timing abverlangen. Das Klavier dient dabei meist als donnernde Grundierung für die extemporierende Geige – wobei extemporieren hier das wohl denkbar schlechteste Adjektiv ist, zumal jede Note wie ein Monument erscheint.

Hommage findet Sonntag ihre Vollendung

Nachdem am Samstag zunächst eine Dokumentation über die Komponistin und der zweiteilige Konzertreigen am Programm standen, findet die Hommage am Sonntag ihre Vollendung. Zunächst wird Hinterhäuser die sechs Klaviersonaten Ustwolskajas, die er bereits auf CD eingespielt hat, vortragen, worauf das Klangforum mit zwei Symphonien und weiteren Werken nachlegt. Extremes ist auch hier garantiert. (APA)

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