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HomeSick - Kritik und Trailer zum Film

Mitunter, vielleicht sogar zumeist, sind es die kleinen Dinge, die einen in den Wahnsinn treiben können. Anschaulich zeigt dies der Film "Homesick" des Grazer Regisseurs Jakob M. Erwa, der Anfang des Jahres bei der Berlinale Premiere hatte.

Erwa stellt das Zusammenleben eines neu zugezogenen jungen Paares mit seinen Nachbarn in einem Berliner Althaus dar: Irritationen werden zu Verdächtigungen, diese wiederum zu fixen Ideen. Dabei bleibt die Kamera stets neutraler Beobachter und emotionsloser Chronist des psychischen Abdriftens der jungen Cellistin Jessica. Beachtlich ist, dass der Film ohne große Filmförderungen und Beteiligung von Fernsehsendern in nur 18 Monaten zustande kam.

Kurzinhalt zum Film

Die Geschichte ist eine unspektakuläre, und dennoch spannend erzählt: Jessica und ihr Freund richten sich neu ein, stellen sich bei den Nachbarn vor. Doch bald vermutet Jessica, die gerade für einen internationalen Klassik-Wettbewerb in Moskau nominiert wurde und tagsüber ehrgeizig an ihrem Instrument übt, dass das ältere Ehepaar, das über ihnen wohnt, dem jungen Paar Böses will.

Jessicas Freund, der Physiotherapeut Lorenz, bekommt von dem nichts mit, weil er untertags nicht zu Hause ist. Doch der Zuschauer erlebt mit der unter selbst auferlegtem Leistungsdruck stehenden Jessica die stille Wohnung und das Geschehen rundherum, wird getäuscht, so, wie sie sich täuscht. Dem kühlen, düsteren Heim fehlen Wärme und Geborgenheit, die Halt geben könnten. Schließlich verschwimmen Realität und Fantasie, verschwimmen aber so, dass es immer schwerer wird, weiterhin Jessicas Wahrnehmungen zu glauben. Vorsichtig entzieht der Zuschauer ihr sein Vertrauen.

Und das, ohne deshalb gleich die verständnisvolle Frau Domweber von oben sympathisch zu finden. Tatja Seibt spielt die Nachbarin ambivalent, mit einer eigentümlich reservierten Freundlichkeit, der die Herzlichkeit fehlt. Ihre Augen lachen nicht, wenn der Mund lächelt. Sie könnte durchaus das Scheusal von böser Nachbarin sein, wie man sie kennt.

Kritik zu “HomeSick”

Andererseits erscheint die von Esther Maria Pietsch gespielte Jessica schon von Anfang an dünnhäutig, schwermütig und keineswegs unbekümmert, anfällig für böse Traumbilder. Hilflos steht ihrer Entwicklung der Lorenz des Matthias Lier gegenüber. Nur ungenügend geht Jessicas Freund auf den langsamen Ausfall seiner Freundin ein, begnügt sich meist mit Beschwichtigungen wie “Das wird schon”.

“Homesick” ist die beängstigend plausible Geschichte des seelischen Erkrankens in den eigenen vier Wänden, wegen oder zusätzlich zu geistiger Überreizung. Die Figuren sind glaubwürdig, jede hat die Wirklichkeit für sich, ihre eigene Wahrheit. Jakob M. Erwa erzählt schlüssig und fließend, sodass zum Schluss ungewiss ist, wann der Irrsinn begonnen hat, wann spätestens alles ins Rutschen geraten ist.

Kinotrailer zu “HomeSick”

(APA/Red)

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