In der Sitzung des Fachbeirats wurde gestern, Mittwoch, die erste Liste “immateriellen Kulturerbes in Österreich” erstellt: “Keine Sammlung hochkultureller Meisterleistungen, sondern von Wissen, Traditionen und Brauchtum, das von Generation zu Generation weitergegeben wird”, betonte die Präsidentin der österreichischen UNESCO-Kommission, Eva Nowotny, heute bei einer Pressekonferenz.
Die Vorschläge kommen aus der lokalen Bevölkerung selbst, für die das betreffende “immaterielle Kulturgut” eine identitätsstiftende Bedeutung hat. Aus insgesamt 20 Nominierungen wählte der Fachbeirat 18 aus. “Es ist nur eine erste Liste, die hoffentlich noch mehr Einreichungen anregt”, so Nowotny. Denn zu manchem ausgewählten Brauchtum, wie dem Sternsingen im Villgratental, den Bergfeuern im Ehrwald, der Knappenkultur in Bleiberg oder der Lesachtaler Brotherstellung, dürfte es in Österreich ähnliche Traditionen geben, die man ebenfalls in einer Datenbank sammeln und “sichtbar machen” will, betonte die Leiterin der Nationalagentur für das Immaterielle Kulturerbe, Maria Walcher.
“Gerade in einer technikgläubigen Zeit können wir auf lokales Erfahrungswissen nicht verzichten”, so Walcher, für die durch die UNESCO-Initiative auch der “Kulturbegriff stark erweitert” wird. Da geht es um hundertjährige Nachbarschaftshilfe, um die Alpen-Kampfsportart “Hundstoaranggeln”, oder um die “Apothekeneigenen Hausspezialitäten”, um die die Österreichischen Apotheker wegen strengerer EU-Vorschriften fürchten.
Fast ausgestorbenes lokales Handwerk wie der burgenländische Indigo Handblaudruck findet sich neben weltbekannten österreichische Spezialitäten wie die Falknerei oder der Spanische Hofreitkunst. “Das Wissen der Bereiter wird bis heute mündlich tradiert”, berichtete Generaldirektorin Elisabeth Gürtler. “Die jungen Eleven lernen sowohl von den älteren Kollegen, als auch von den ausgebildeten Hengsten.” Die Klassische Reitkunst, die Falknerei und die Imster Fasnacht samt Schemenlauf sind die ersten drei Posten, die von der österreichischen UNESCO-Kommission für die internationale Liste nominiert werden. Rechte oder Schutzbestimmungen sind mit dem Kulturerbe-Titel zunächst nicht verbunden. “Das ist ein ideeller Wert”, so Nowotny, “aber auch eine Argumentationshilfe, wenn etwas wirklich bedroht ist.”