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Hofmobiliendepot zeigt: "Böse Dinge. Eine Enzyklopädie des Ungeschmacks"

"Böse Dinge" im Hofmobiliendepot.
"Böse Dinge" im Hofmobiliendepot. ©Werkbundarchiv - Museum der Dinge, Berlin/Armin Herrmann
Kitsch oder Kunst? Mit "Böse Dinge. Eine Enzyklopädie des Ungeschmacks" fragt das Hofmobiliendepot Wien nach "gutem" und "schlechtem" Geschmack und stellt historischen Objekten aus dem "Schreckenskabinett" von Kunsthistoriker Gustav E. Pazaurek zahlreiche zeitgenössische Beispiele von Geschmacksverirrungen gegenüber.
Bilder von den "Bösen Dingen"

“Wollen wir erkennen, worin der gute Geschmack besteht, müssen wir zuerst den schlechten Geschmack beseitigen”, so das Credo von Pazaurek, der Anfang des 20. Jahrhunderts “Geschmacksverbrechen” deutscher Produkte in einem rigorosen Fehlerkatalog festgehalten hat. Seine als “Dekor-Brutalitäten”, “Hurrakitsch”, “Material-Vergewaltigungen” oder “Kunst als Ausrede” kategorisierten Leihgaben von einst bilden heute den Kern der Schau, die nun ihren Weg nach Wien gefunden hat.

 “Wir wollen vergleichendes Sehen fördern und die Frage stellen: Was ist eigentlich Qualität”, so Renate Flagmeier, leitende Kuratorin des Werkbundarchivs, zu der Ausstellung.

“Böse Dinge” im Hofmobiliendepot

Ob ein Bild aus Fischschuppen (1830) oder ein Bierkrug in Form eines Rettichs mit Bismarck-Gesicht: Während sich Pazaurek auf das Äußere der Produkte konzentrierte und “das Schlechte” in Ausführung, Gestaltung und mangelnder Funktionsfähigkeit fand, seien heute andere Kriterien anzuwenden, so Kuratorin Imke Volkers.

In Zeiten von Stilpluralismus und ironischem Umgang mit “gutem schlechtem Geschmack” würden moralische, ethische und ökonomische Faktoren aus Herstellungsprozess und Vertrieb in den Vordergrund geraten. So steht die ausgestellte Spülbürste “King of Disco” mit Afro für eine Form der rassistischen Gestaltung, stellen die Einweg-Essstäbchen auf asiatischen Restaurants Ressourcenverschwendung dar und ist ein durch Kinderarbeit in Pakistan hergestellter Fußball zu verurteilen.

Neben Kinder-Turnschuhen mit Obama-Porträt und vulgärem Salz- und Pfefferstreuer wird auch Platz für weitere “böse Dinge” gelassen: Mit dem Aufruf “Bring dein Ding” werden Besucher dazu eingeladen, die “Enzyklopädie” mit einem eigenen “bösen Ding” zu erweitern. Die mitgebrachten Gegenstände werden auf eigenen Regalen ausgestellt und am letzten Tag der Ausstellung zugunsten des Sozialvereins neunerhaus verkauft.

Zu sehen im Hofmobiliendepot Wien, 19. Februar bis 6. Juli 2014. Di-So 10-18 Uhr.

(APA)

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