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Hoffnung auf Neuanfang und bessere Zeiten

Etwas unbeholfen versuchte der künftige Regierungschef Tsvangirai den ersten öffentlichen Schulterschluss mit dem Mann, der einst seine Anhänger verfolgen, prügeln und auch umbringen ließ.

Nach der Unterzeichnung des historischen Ankommens zur Machtteilung wirkte sein Lächeln noch etwas aufgesetzt.

Auch der 84-jährige Präsident Mugabe erschien sichtlich verunsichert, als er am Montag seinem einstigen Erzfeind vor 3.000 geladenen Gästen im Konferenzzentrum in Harare unter lautem Beifall die Hand schüttelte. Nach mehr als einem Jahrzehnt der erbitterten Gegnerschaft setzten Mugabe und Tsvangirai ihre Unterschrift unter das Abkommen über eine Koalitionsregierung.

Damit gibt der seit 28 Jahren zunehmend autokratischer regierende, frühere Rebellenführer Mugabe einen Teil seiner Macht an den Chef der Bewegung für Demokratischen Wandel (MDC) ab. Als Staats- und Regierungschef unterschiedlicher politischer Couleur wollen sie das afrikanische Land künftig gemeinsam regieren.

Mit unbewegtem Gesicht unterzeichnete Tsvangirai das Abkommen, das ihn nach Jahren der Schikane, der physischen Attacken und Repression nun in den Regierungssessel bringt. Erstmals seit Gründung seiner MDC im Jahr 1999 wird er mit an den Hebeln der Macht sitzen.

In einer leidenschaftlichen Rede erklärte Mugabe an die Adresse seines neuen Ministerpräsidenten gerichtet: “Sie kommen ohne Erfahrung in die Regierung – wir können Ihnen unsere Erfahrung anbieten. Wir bringen eine Menge davon ein.” Einige Dinge seien sehr gut gelaufen und Erfolge – das sei Erfahrung. Andere hätten sich als Fehlschläge erwiesen – auch das sei Erfahrung.

Nach zehnjähriger Dauerkrise ergibt sich damit endlich wieder eine Perspektive für Millionen verzweifelter Simbabwer, die unter Massenarmut, Hunger und Hyperinflation stöhnen. Doch Kritiker warnen vor allzu viel Optimismus. Das Abkommen sei nicht mehr als ein erster Schritt.

Mugabe habe weiter einen Großteil der Macht in den Händen – Tsvangirai sei für ihn lediglich eine Art Kreditkarte, um im Westen an dringend benötigte Hilfsgelder für den Wiederaufbau des am Boden liegenden Landes zu kommen. Die Umsetzung der Koalitionsbestimmungen werde mühselig sein, die zu treffenden Beschlüsse hart werden, solle das verlorene Investoren-Vertrauen wieder zurückgewonnen werden.

Für das Ausland tut sich jedoch eine Zwickmühle auf: Hilft es Tsvangirai nicht tatkräftig beim Neustart mit finanzieller Hilfe, bleibt der absehbare Misserfolg an ihm haften. Auf der anderen Seite drohen Hilfsgelder in den Koffern der Mugabe-Vertrauten zu verschwinden. Die Reaktionen in der Konferenzhalle machten deutlich, dass Simbabwe nach wie vor tief gespalten ist.

In den Beifall für Tsvangirai mischten sich bei dessen Ankunft durchaus auch Buh-Rufe. Er wird zeigen müssen, dass er als Hoffnungsträger trotz der politischen Erblast Mugabes das Ruder herumreißen und Simbabwe wieder auf Erfolgskurs bringen kann.

(Von Ralf E. Krüger/dpa)

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