Höchst: Hochwasserschutz überzogen

Mit der „Blauzone“ sollen Flächen festgelegt werden, die im Fall eines extremen Hochwasserereignisses überflutet werden können. In Höchst gab es keine positive Stellungnahme zum Vorschlag des Landes. Die „Blauzone“ in Höchst sei mit bis zu 1,5 km viel zu breit. Zudem stellt sich die Frage, wohin ein Hochwasser denn ablaufen soll, da der Polderdamm das Reindelta vom Bodensee trennt.
Das Rheintal muss immer wieder mit Hochwasserereignissen rechnen. Für diese Katastrophenfälle sorgt das Land vor. In erster Linie sollen Personen, Wohngebiete und Sachwerte geschützt werden. Hochwasser soll möglichst in kaum verbaute „Blauzonen“ abfließen.
Im Rheindelta sieht die vorläufige Planung auch einen Überlauf des Alten Rheins unterhalb des Eselschwanzes zwischen Höchst und Gaißau vor. Dort trat der Rhein vor dem Rheindurchstich 1900 immer wieder über die Ufer.
= „Nicht ausgereift und unrealistisch“
Die Gemeindevertretung Höchst steht den Maßnahmen zum Hochwasserschutz grundsätzlich positiv gegenüber. Das wurde bei den Beratungen zu diesem Vorschlag betont. Allerdings: „Im vorliegenden Entwurf zur Blauzone sind diese Maßnahmen unseres Erachtens überzogen ausgefallen und nicht ausgereift.“ In der einstimmig beschlossenen Stellungnahme der Gemeinde Höchst heißt es weiter: „Auch werden die überzogenen Ausweisungen der Blauzonenfläche im Gebiet vom ,Eselschwanz’ bis zum Hafen ,Fischerinsel’ als unrealistisch angesehen und sind nicht mit den Gegebenheiten in der Natur abgestimmt.“ Eine Blauzonenfläche in der Breite von fast 1,5 km könne nicht akzeptiert werden, betont die Gemeindevertretung Höchst.
= Keine positive Stellungnahme
Abschließend heißt es in der Stellungnahme an das Land: „Es wird daher durch die Gemeindevertretung von Höchst, ohne dass zuerst die offenen Fragen zur Zufriedenheit der Gemeinde geklärt werden, keine positive Stellungnahme zur Verordnung über die Festlegung von überörtlichen Freiflächen zum Schutz vor Hochwasser im Rheintal abgegeben werden.“
= Und der Polderdamm?
Bei der Sitzung wurde vor allem die Frage aufgeworfen, wie ein Hochwasser aus dem Alten Rhein in den Bodensee geleitet werden kann. Das gesamte Ufer im Rheindelta ist durch den Polderdamm geschützt. Sollen sich also nicht die tiefer liegenden Gebiete von drei Gemeinden mit Wasser füllen, müsste der Polderdamm völlig umgebaut werden. Er dürfte nicht mehr entlang des jetzigen Seeufers verlaufen, sondern müsste am Rand der Blauzone bis zum Alten Rhein geführt werden. Das heißt, dass bei jedem Bodenseehochwasser zwischen Höchst und Gaißau (im Rinnsal, wo auch die alte Flughalle steht) eine große Wasserfläche entsteht, eingefasst von zwei neuen Dammbauten.
Die Höchster Mandatare fordern deshalb einstimmig, dass die Rahmenbedingungen zum Hochwasserschutz mit der Gemeinde abgesprochen werden. Man wolle sich die Selbstbestimmung der Gemeinde nicht einfach so beschränken lassen.