Hitze im ORF-Studio: Millionäre diskutieren über Teuerung

Die Germanistik-Studentin aus Wien, Marlene Engelhorn, die kürzlich einen zweistelligen Millionenbetrag aus dem Nachlass ihrer verstorbenen Großmutter geerbt hat, sprach sich erneut vehement für eine deutliche Besteuerung der Reichen in Österreich aus. In der Sendung betonte sie, dass sie nicht nur wohlhabend, sondern richtig reich sei, und dass sie ihr Erbe nicht behalten wolle. Stattdessen setzt sie sich als Aktivistin dafür ein, dass der Staat durch Maßnahmen wie Erbschafts- und Vermögenssteuer für eine gerechtere Verteilung des Reichtums sorgt. Engelhorn argumentierte, dass der Geldadel durch Untätigkeit immer reicher werde, während arbeitende Bürgerinnen und Bürger immer größere Lasten tragen müssten.
"Sind Sie Marxistin?"
Wolfgang Rosam, ein self-made Millionär und ehemaliger Berater von Sebastian Kurz, äußerte hingegen tiefes Misstrauen gegenüber staatlicher Umverteilung. Er kritisierte Engelhorn dafür, dass sie das große Wort führe, obwohl sie ihr Vermögen geerbt und nicht selbst erarbeitet habe. Rosam betonte, dass der Staat kein guter Manager sei und dass er den Reichtum lieber in den Händen der Gesellschaft sehen würde, anstatt ihn durch staatliche Besteuerung zu verteilen. Die Diskussion zwischen den beiden Kontrahenten wurde zunehmend hitziger, mit wiederholten Unterbrechungen und Wortgefechten, die Moderatorin Patricia Pawlicki dazu zwangen, schlichtend einzugreifen. Beispielsweise unterbrach Rosam einen längeren Redebeitrag von Engelhorn und fragte: "Sind Sie Marxistin? Ehrliche Antwort!". Engelhorn antwortete, dass sie ein Problem mit sogenannten "Ismen" habe, weil sie suggerierten, dass es auf komplizierte Probleme einfach Lösungen gebe.
Kritik an gönnerhafter Freiwilligkeit
Die Studentin Engelhorn kritisierte die gönnerhafte Freiwilligkeit der Reichen und argumentierte, dass ein System benötigt werde, das die Vermögenden zur Verantwortung zieht und zur finanziellen Unterstützung der Bedürftigen verpflichtet. Sie betonte, dass die gegenwärtige Ungleichheit zeige, dass die Reichen sich offenbar nicht ausreichend um das Wohlergehen der Familien kümmerten. Rosam hingegen warnte vor einer Neidgesellschaft und plädierte für Freiwilligkeit bei der Unterstützung von bedürftigen Menschen.
Trotz ihrer gegensätzlichen Standpunkte konnten sich die beiden Kontrahenten auf einen gemeinsamen Nenner einigen: Die Verteilung des Vermögens im Land sei ungerecht, und es sei beschämend für ein reiches Land wie Österreich, viele Menschen in Armut zu haben. Hier endeten jedoch die Gemeinsamkeiten, da Rosam betonte, dass nicht die Reichen durch höhere Abgaben die Verantwortung tragen sollten, sondern die Gesellschaft als Ganzes.
(Red.)