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Hitze fördert Plagegeister

Algen, Bremsen, Gelsen, Nacktschnecken, Wespen und Zecken: Plagegeister finden zur Zeit ideale Bedingungen vor.

Keine Sonne ohne Schatten. Die anhaltend hohen Temperaturen lassen auch allerlei lästige Pflanzen und Tiere üppig gedeihen, die das Badevergnügen vermiesen, die Grillparty stören oder auch das liebevoll gehegte Gemüsebeet verwüsten können.

Mit Ausnahme von Säugetieren und Vögeln, die quasi ihren eigenen Ofen besitzen, sind Organismen auf passende Umgebungstemperaturen angewiesen. Bei Wärme laufen die meisten chemischen Vorgänge schneller ab, der Stoffwechsel beschleunigt sich, Wachstums- und Vermehrungsraten vervielfältigen sich dementsprechend. Kein Wunder also, dass diverse Quälgeister aus dem Reich der Kaltblüter alljährlich im Hoch- und Spätsommer zur Höchstform auflaufen.

Als Pflanzen brauchen Algen nicht nur annehmbare Temperaturen, sondern auch viel Licht. Anhaltende Schönwetterphasen lassen sie bisweilen in Garten- und Schwimmteichen, Schottergruben, Seen und Meeren prächtig gedeihen. Sie können als ekelige Fladen und Watten an der Oberfläche treiben, als fein verteilte Schwebealgen das Wasser in eine Erbsensuppe verwandeln oder – vor allem an Meeresküsten – Fische und Kleingetier vergiften.

Dass Algen generell schlechte Wasserqualität anzeigen, ist allerdings ein Ammenmärchen. Es gibt 40.000 beschriebene Algenarten, da ist für jede Wasserqualität der passende Organismus dabei. So haben viele Schwimmteichbesitzer alljährlich Probleme mit so genannten Fadenalgen, die sich als mehr oder weniger lange Unterwasserbärte oder dichte Watten bemerkbar machen. Viele dieser fädigen Arten zählen zu ausgesprochenen Reinwasseralgen.

Ebenfalls auf Wärme und Wasser angewiesen sind Gelsen. Die Larven der geflügelten Insekten sind nämlich wasserlebend und dabei überhaupt nicht wählerisch. Eine Lacke, eine achtlos stehen gelassene Gießkanne oder ein mit Wasser gefüllter alter Autoreifen reichen aus, um die lästige Brut heranreifen zu lassen. Keine Gelsenbrutstätte sind dagegen Gartenteiche. Hier finden sich in der Regel genügend natürliche Feinde, die nahrhaften Larven sind etwa bei räuberischen Wasserinsekten sehr beliebt.

Ideales Wetter für die Gelsen ist länger anhaltende Hitze, die immer wieder durch Regenperioden unterbrochen wird. So sind die nötigen Klein- und Kleinstgewässer vorhanden und die Wärme treibt die Entwicklung der Larven voran. Im Extremfall dauert die Entwicklung vom Ei bis zum fertigen Insekt nur wenige Tage, und schon geht es los. Für die Fortpflanzung brauchen die Gelsenweibchen – und nur die stechen – unbedingt eine Blutmahlzeit. Sie können ihr warmblütiges Opfer aus einer Entfernung von 30 Metern riechen.

Mit den Gelsen nur entfernt verwandt sind Bremsen. Sie kommen aus der großen Gruppe der Fliegen und sind auf den ersten Blick durchaus etwa mit einer Stuben- oder Fleischfliege zu verwechseln. Den Unterschied merkt man allerdings, wenn die Bremse länger als ein paar Sekunden auf der nackten Haut sitzt. Wesentlich brutaler als die zarten Gelsen durchdringt das Bremsenweibchen mit seinem Stechrüssel die Haut und zapft dem Opfer bis zu 0,2 Kubikzentimeter Blut ab.

Ein Weibchen legt nach einer derart nahrhaften Mahlzeit bis zu 1.000 Eier ab, die Larven entwickeln sind in feuchter Erde, stehenden und fließenden Gewässern. Bremsen kommen daher auch meist in Gewässernähe vor. Wie auch Stechmücken sind Bremsen in tropischen Gebieten Überträger gefürchteter Krankheiten von Menschen und Tieren.

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