Hitze-Alarm in Europa: AKW muss abschalten, Schulen zu und Wälder brennen

Europa befindet sich mitten in einer historischen Hitzewelle. Besonders betroffen ist Frankreich: Für 84 von 101 Départements wurde am Montag eine Hitzewarnung ausgerufen – so viele wie noch nie. Die Temperaturen erreichen örtlich bis zu 41 Grad Celsius, in Paris gilt erstmals seit fünf Jahren die höchste Alarmstufe Rot. Auch nachts fallen die Temperaturen kaum unter 24 Grad.
Waldbrand in Narbonne - Evakuierungen
In Narbonne im Südwesten des Landes lösten Brände großflächige Evakuierungen aus. Die berühmte Abtei Fontfroide und ein Campingplatz wurden vorsorglich geräumt. Mehr als 150 Feuerwehrkräfte waren im Einsatz. Teile der Autobahn A61 wurden in beide Richtungen gesperrt, Helfer verteilten Wasser an im Stau stehende Autofahrer.
Bilder vom Waldbrand in Narbonne:




Auch die Energieversorgung gerät unter Druck: Ein Reaktor des Atomkraftwerks Golfech wurde am Montag wegen zu hoher Wassertemperaturen der Garonne abgeschaltet. Das Flusswasser wird zur Kühlung genutzt, darf jedoch nur geringfügig erwärmt zurückgeführt werden – eine Auflage, die nicht mehr erfüllt werden konnte.

Europaweit brennen Wälder – Tausende in Sicherheit gebracht
Nicht nur Frankreich ist betroffen: Auch in Spanien, Griechenland, Albanien und der Türkei kommt es zu massiven Waldbränden. In der türkischen Provinz Izmir wurden mehr als 50.000 Menschen evakuiert, in Griechenland brannten auf der Insel Chios über 4.000 Hektar Land ab. Auch in Kroatien mussten Dutzende Häuser aufgegeben werden, in Albanien wurden binnen 24 Stunden acht Brände gemeldet.
In Spanien wurde mit 46 Grad in El Granado ein neuer Juni-Rekord aufgestellt. In vielen Regionen blieb es selbst in der Nacht über 30 Grad heiß. Portugal verzeichnete Temperaturen bis 46,6 Grad, in der Hauptstadt Lissabon wurden 34 Grad gemessen.
Auch Italien warnt in 17 Städten – darunter Rom, Florenz und Palermo – vor extremer Hitze. Laut dem Verband der Notfallmediziner ist die Zahl der Hitzeschläge um 10 Prozent gestiegen.
Österreich rüstet sich für 38 Grad – Wien verhängt Grillverbot
In Österreich ist die Spitze der Hitzewelle für Donnerstag zu erwarten, mit bis zu 38 Grad im Osten. In Niederösterreich gelten ab Mittwoch Hitzewarnungen für mehrere Bezirke, unter anderem Wiener Neustadt, Mödling und Mistelbach. Der Hitzeschutzplan wurde aktiviert – Spitäler, Schulen, Pflegeheime und Kindergärten müssen spezielle Schutzmaßnahmen umsetzen.

In Wien trat am Montag ein Grillverbot auf öffentlichen Plätzen in Kraft – auch Shishas sind verboten. Das Verbot gilt auch für offenes Feuer in und nahe von Wäldern. Die Stadt reagiert damit auf die stark ausgetrockneten Grünflächen, wie der Forstbetrieb erklärte.

Deutschland: Rheinpegel sinkt – Wasserentnahme eingeschränkt
Auch in Deutschland hat die Hitzewelle drastische Auswirkungen. Besonders im Westen warnen Behörden vor extremer Hitze. In mehreren Regionen wurden Wasserentnahmen aus Seen, Flüssen und Brunnen beschränkt. Auch das Gießen von Gärten oder das Befüllen von Pools ist vielerorts untersagt. Der Rhein führt so wenig Wasser, dass Frachtschiffe nur noch mit halber Ladung fahren dürfen – Reedereien verlangen nun Tiefgangszuschläge.
Plusgrade am Mont Blanc – Warnung vor langfristigen Folgen
Selbst das Hochgebirge ist nicht mehr sicher vor der Hitzewelle: Am Mont Blanc wurden auf 4.750 Metern am Samstag +1,4 Grad Celsius gemessen – ein Wert, der laut Meteorologen „dramatisch“ ist. Bereits im Sommer 2024 wurde ein Temperaturanstieg über den Gefrierpunkt für über 33 Stunden gemessen. Für Klimaforscher ist das ein weiteres Anzeichen für den fortschreitenden Klimawandel.

Gesundheitsrisiken nehmen zu – Hitzschlag kann tödlich enden
Mediziner warnen eindringlich: Bei Hitzeschlag, Sonnenstich oder Hitzeerschöpfung drohen ernsthafte Komplikationen. Symptome reichen von Schwindel, Übelkeit, Fieber, Krämpfen, niedrigem Blutdruck bis hin zu Bewusstlosigkeit. Besonders gefährdet sind ältere Menschen, Kinder, Menschen mit Vorerkrankungen sowie Personen, die im Freien arbeiten.
Ein Hitzschlag gilt als medizinischer Notfall – die Körpertemperatur kann innerhalb von Minuten auf über 41 Grad steigen. Erste Hilfe ist entscheidend: Betroffene müssen sofort an einen kühlen Ort gebracht, der Körper aktiv gekühlt und der Notruf alarmiert werden.

(VOL.AT)