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Historiker Georg Hoffmann zukünftig Direktor des HGM

Georg Hoffmann kann sich in Zukunft HGM-Direktor nennen.
Georg Hoffmann kann sich in Zukunft HGM-Direktor nennen. ©APA/BUNDESHEER/CARINA KARLOVITS
Das Verteidigungsministerium hat am Mittwoch via Aussendung darüber informiert, dass der Historiker Georg Hoffmann (43) ab dem kommenden Jahr neuer Direktor des Heeresgeschichtlichen Museums (HGM) wird.
Ortner auf Dreiervorschlag
Neuausschreibung gefordert

Zuvor hatten schon die Ö3-Nachrichten Mittwochfrüh über die Entscheidung berichtet. Amtsinhaber M. Christian Ortner wird nach 17 Jahren nicht wiederbestellt, so Ministerin Klaudia Tanner (ÖVP). Mit der Abteilungs- und Referatsleitung für Administration und Betrieb wurde zusätzlich ein neuer Posten geschaffen.

2023 bringt HGM Georg Hoffmann als Direktor

Diese Funktion wird die Rechtswissenschaftlerin Stephanie Pracherstorfer-Prigl übernehmen, wodurch es erstmalig eine Frau in der Position der stellvertretenden Leitung des HGMs gibt, wie es heißt. Durch die Schaffung der neuen Funktion sei es "uns gelungen, Wissenschaft und Wirtschaft bzw. die kaufmännischen Belange des Museums klar zu trennen", so die Ministerin. Dadurch könne sich der gebürtige Steirer Hoffmann "voll und ganz der wissenschaftlichen Weiterentwicklung des Heeresgeschichtlichen Museums widmen und die wirtschaftlichen Belange werden auf eine professionelle Grundlage gestellt". Tanner sieht somit den Weg "für ein modernes und zeitgemäßes Museum" ermöglicht.

Hoffmann "zukunftsorientierter Wissenschaftler"

Hoffmann wird seitens des Ministeriums als "ein zukunftsorientierter Wissenschaftler mit einem Verständnis für museale Gestaltung" bezeichnet. Als Militär- und Zeithistoriker, Ausstellungskurator und Milizoffizier bringe er die geforderten Voraussetzungen für die Führung des Museums mit. Die Bestellung soll im Jänner erfolgen. Hoffmann war von 2008 bis 2017 wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Karl-Franzens-Universität Graz, danach wechselte er nach Wien wo er von 2017 bis 2019 als Kurator am Haus der Geschichte Österreich (hdgö) arbeitete. Danach wechselte er für ein Jahr ins Österreichische Staatsarchiv, bevor er einige Monate als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Landesverteidigungsakademie wirkte. Im Herbst 2021 wechselte er als Historiker ins Bundesministerium für Landesverteidigung.

Messner: Neubesetzung "längst überfällig"

Die Neubesetzung der Leitung sei "längst überfällig", kommentierte Schriftstellerin und Kulturwissenschafterin Elena Messner von der Initiative #hgmneudenken, die zur kritischen Betrachtung des Museums aufruft. "Erfreulich ist, dass jemand mit wissenschaftlichem Renommee und einem klarem Bekenntnis zur Reform des Hauses bestellt wurde." Das Haus brauche eine "grundlegende Öffnung und Neukonzeption, die nicht bei oberflächlicher Kosmetik stehen bleiben darf und es ist nach wie vor Skepsis angebracht, ob dies im Rahmen der Zuständigkeit des BMLV (Verteidigungsministerium, Anm.) gelingen kann", merkte Messner in einem Statement gegenüber der APA an.

NEOS-Kultursprecherin wünschte Hoffmann "alles Gute"

Das Haus müsse dringend modernisiert, die Sammlung in den richtigen Kontext gebracht werden, betonte auch NEOS-Kultursprecherin Julia Seidl, die Hoffmann "alles Gute" wünschte, in einem Statement. "Wir hoffen sehr, dass der neue Direktor das Museum ohne politischen Einfluss endlich vernünftig ausrichten darf, die vergangenen Jahre lassen uns daran allerdings zweifeln." Unzufrieden zeigte sich wiederum die FPÖ, Wehrsprecher Volker Reifenberger erklärte Tanner in einer Aussendung gar zur "Totengräberin des Heeresgeschichtlichen Museums". "Die Nichtverlängerung des von der Berufungskommission als im höchsten Ausmaß geeignet beurteilten Direktor Christian Ortner ist augenscheinlich ein lupenreiner Bauchfleck Tanners vor dem grünen Koalitionspartner und ein erster Schritt zur Zusammenlegung des HGM mit dem Haus für Geschichte Österreich, der früheren beruflichen Heimat des neuen Direktors", konstatierte er.

In den vergangenen Jahren hatte es zahlreiche kritische Stimmen über den Umgang des Museums mit der militärischen Vergangenheit Österreichs sowie Vorwürfe der Offenheit für Rechtsextremismus gegeben. Nach einem kritischen Rechnungshof-Bericht wurden 2020 mehrere Evaluierungskommissionen damit beauftragt, den Shop, den Saal zur Geschichte 1918-1945 sowie das ganze Haus zu evaluieren. Vor zwei Jahren hatte das Verteidigungsministerium eine umfassende Reform des HGM inklusive Neuausschreibung der Direktion angekündigt. Ortner behielt sein Amt seither weiter, obwohl sein Vertrag bereits seit längerem ausgelaufen war.

Museologen mit Forderung

Ausgeschrieben wurde die Stelle erst im Juni 2022. Auf einem Dreiervorschlag fanden sich dann dem Vernehmen nach Hoffmann, Ortner und Dominik Kimmel vom Römisch-Germanischen Zentralmuseum in Mainz. Museologen und Wissenschafter forderten daraufhin, die Leitungsposition neu auszuschreiben. In einem offenen Brief kritisierten sie ein intransparentes Berufungsverfahren und die Auswahl von Personen, die dem Verteidigungsministerium nahestehen. Daraufhin wurden drei weitere Kandidaten zu Gesprächen mit einer Personalberatung geladen.

Im Zuge der Neuausschreibung erhoben laut Medienberichten mehrere Museums-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter Mobbingvorwürfe gegen Ortner, die dieser zurückwies. Indirekt nahm Tanner auf diese nun auf Ö3 allerdings Bezug: "Eines ist schon der Punkt: Neben inhaltlicher Eignung ist auch etwas anderes notwendig - das ist, schon auch verbindend und ausgleichend zu sein."

(APA/Red)

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