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Hinterbrühl: Anklagen nach Bootunglück

Seegrotte Hinterbrüehl
Seegrotte Hinterbrüehl
15 Monate nach dem Bootunglück in der Seegrotte Hinterbrühl (Bezirk Mödling), das am Pfingstmontag 2004 fünf Todesopfer - deutsche Urlauber - gefordert hat, dürfte nun in mehreren Fällen Anklage erhoben werden.

Das berichtete der ORF Niederösterreich unter Berufung auf das Justizministerium. Nähere Angaben gebe es noch nicht, da die Betroffenen erst in den nächsten Tagen verständigt werden, hieß es.

Dem ORF zufolge steht noch kein Verhandlungstermin fest. Die zuständige Staatsanwaltschaft trage noch Beweismaterial zusammen, weitere Sachverständigengutachten sollen folgen.

Seitens des Anwalts der Seegrotte Hinterbrühl hieß es, man sei ständig mit der Oberstaatsanwaltschaft in Verbindung, der Akt liege dort unverändert. Christian Kloibhofer, Sicherheitsbeauftragter des Betriebes, verwies laut ORF auf seine früheren Aussagen, wonach für das Unglücksboot alle Bewilligungen vorgelegen seien und auch der Bootsführer ausreichend ausgebildet gewesen sei.

Was geschah am 31. Mai 2004?

Am 31. Mai 2004 war ein Boot bei einer Rundfahrt auf dem unterirdischen See gekentert. Das Unglück ereignete sich gegen 9.30 Uhr, etwa 150 Meter von der Einstiegsstelle zur Bootstour entfernt. Bei den Toten handelte es sich um vier Frauen und einen Mann einer 41-köpfigen Reisegruppe, die mit einem Bus aus Würselen in Nordrhein-Westfalen zur Grotte gekommen war. Zumindest drei der Toten dürften sich unter dem Boot verfangen haben. Für sie gab es keine Möglichkeit zu entkommen. Die anderen Teilnehmer an der Bootsfahrt blieben unverletzt. Das Boot eine Fehlkonstruktion, der Schiffsführer schlecht ausgebildet, zu viele Leute an Bord: So lauteten die ersten Erkenntnisse aus einem Gutachten, die im Dezember 2004 kolportiert wurden.

Bis zur Katastrophe besuchten pro Jahr mehr als 200.000 Menschen die Seegrotte südlich von Wien. Sie war im Jahr 1912 in ihrer heutigen Form entstanden. Nach einer Sprengung im damaligen Gipsbergwerk strömten mehr als 20 Millionen Liter Wasser in die Gänge und Stollen ein. Durch diesen Einbruch entstand der größte unterirdische See Europas mit 6.200 Quadratmetern Fläche. Während des Zweiten Weltkrieges beschlagnahmte das NS-Regime das ehemalige Bergwerk, um einen Rüstungsbetrieb einzurichten. Dazu wurde das Wasser ausgepumpt. Von September 1944 bis April 1945 wurde sie als Außenlager des Konzentrationslagers Mauthausen genutzt. Bis zu 800, nach anderen Angaben 1.800 Häftlinge mussten unter Tag arbeiten.

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