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Himalaya-Erdbeben tötet 3200 Menschen - Ganze Dörfer völlig zerstört

Das schwere Erdbeben in der Himalaya-Region forderte über 2.400 Tote.
Das schwere Erdbeben in der Himalaya-Region forderte über 2.400 Tote. ©AP
Kathmandu. Nach dem Erdbeben in Nepal graben sich Helfer mit bloßen Händen durch die Schutthaufen. In den Straßen von Kathmandu liegen viele Tote, andere Menschen suchen verzweifelt nach Essen. Nepal steht vor einer gewaltigen Aufgabe - die Welt versucht, zu helfen.
Massen-Feuerbestattung der Opfer
Ganze Landstriche verwüstet
Lawinen-Drama am Mount Everest
Leichen aufgereiht vor Hospitälern in Nepal, ganze Bergdörfer in Schutt, verheerende Lawinen am Mount Everest: Ein gewaltiges Erdbeben im Himalaya der Stärke 7,8 hat Tod und Zerstörung gebracht – es war das stärkste Beben in Nepal seit mehr als 80 Jahren.
Die Rettungskräfte in Nepal, Indien, China und Bangladesch bargen bis Sonntag mehr als 2400 Leichen. Tausende Menschen wurden nach offiziellen Angaben verletzt. Das ganze Ausmaß der Zerstörung war noch nicht abzusehen, weil viele abgelegene Dörfer zunächst nicht erreicht wurden. Eine internationale Hilfswelle lief an.
Nicht überall sind bereits Soldaten im Einsatz, wie hier in Kathmandu. (EPA)
Nicht überall sind bereits Soldaten im Einsatz, wie hier in Kathmandu. (EPA) ©Nicht überall sind bereits Soldaten im Einsatz, wie hier in Kathmandu. (EPA)

Nachbeben versetzen Menschen in Panik

Der Erdstoß am Samstag zerstörte große Teile der Infrastruktur Nepals, zahlreiche alte Häuser sowie Weltkulturerbe- und Pilgerstätten. Die Bewohner von Kathmandu flohen auf die Straßen und trauten sich nicht in ihre Häuser zurück, weil zahlreiche Nachbeben die Region weiter erschüttern.

Alle Parks, Gehwege und öffentlichen Plätze hätten sich in Zeltstädte verwandelt, sagte ein Sprecher des Roten Kreuzes. Selbst Krankenhäuser sind so überfüllt, dass sie im Freien behandeln. Präsident Ram Baran Yadaf habe ebenfalls in einem Zelt geschlafen, sagte sein Sprecher in einem lokalen Radio.

Mindestens 19 Tote am Mount Everest

Am Mount Everest starben mindestens 19 Menschen, als eine viele Stockwerke hohe Staublawine über das Basislager des höchsten Berges der Welt fegte. Dort hielten sich rund 1000 Menschen auf. 65 Verletzte seien aus dem Lager ausgeflogen worden, sagte der Vizepräsident der nepalesischen Bergsteigervereinigung, Santa Bir Lama. Zu etwa 100 bis 150 Menschen in der Everest-Region bestehe derzeit kein Kontakt. Viele von ihnen könnten in höheren Camps am Berg sein, hieß es.

Die Nachbeben am Sonntag lösten auch am Everest neue Lawinen aus. (AP)
Die Nachbeben am Sonntag lösten auch am Everest neue Lawinen aus. (AP) ©Die Nachbeben am Sonntag lösten auch am Everest neue Lawinen aus. (AP)

Extrembergsteiger Reinhold Messner hat mit Bestürzung reagiert. “Das ist eine große Tragödie, die da passiert”, sagte er am Sonntag. “Ich bin auch überzeugt, dass die Toten viel mehr sein werden, weil die Nachrichten erst nach Tagen und Wochen nach Kathmandu in die Hauptstadt kommen”, fügte der Südtiroler hinzu.

6,6 Millionen Menschen sind betroffen

Nepal hat den Notstand in den betroffenen Gebieten ausgerufen, in denen 6,6 Millionen Menschen leben. Die Krankenhäuser und Leichenhäuser seien überfüllt, Blutkonserven und Medikamente gingen zur Neige, erklärten die Vereinten Nationen. Schulen und Universitäten bleiben für eine Woche geschlossen. Die Stromversorgung könnte lange ausfallen, da das Erdbeben die Wasserkraftwerke beschädigt hat, von denen Nepal fast all seinen Strom bezieht.

3.218 Tote und Bergungsarbeiten gehen weiter

In Nepal kamen nach Angaben aus dem Innenministerium 3.218  Menschen ums Leben. In Indien starben 50 Menschen, in China sechs und in Bangladesch eine Frau. Tausende Verletzte werden behandelt. Die Zahl der Toten könne weiter steigen, sagte Laxmi Dhakal vom nepalesischen Innenministerium. Das Finanzministerium in Kathmandu erklärte, die Familie jedes Todesopfers erhalte umgerechnet 360 Euro.

Seuchengefahr: Keine 24 Stunden nach dem Hauptbeben werden die Toten in Massenbestattungen verbrannt. (EPA)
Seuchengefahr: Keine 24 Stunden nach dem Hauptbeben werden die Toten in Massenbestattungen verbrannt. (EPA) ©Seuchengefahr: Keine 24 Stunden nach dem Hauptbeben werden die Toten in Massenbestattungen verbrannt. (EPA)

Koordiniert wird die Hilfe für Nepal vom UN-Büro zur Nothilfe-Koordinierung (OCHA). Hilfsflugzeuge aus aller Welt erreichten die Hauptstadt Kathmandu, mit Gütern wie Nahrungsmitteln, Medikamenten und Kommunikationsgeräten. Der Flughafen war laut Polizei am Wochenende nur vorübergehend für Linienflüge offen – die Landebahn wurde wegen der Nachbeben immer wieder geschlossen. Deswegen sitzen zahlreiche Touristen in Nepal fest. Derzeit ist dort Hauptsaison für Bergsteiger und Wanderer.

Das Epizentrum des Bebens lag etwa 80 Kilometer westlich von Kathmandu. Dort lägen die Dörfer direkt an großen Berghängen und die Häuser bestünden aus einfachen Stein- und Felskonstruktionen, sagte Matt Darwas von der Hilfsorganisation World Vision. “Viele dieser Dörfer sind nur mit Geländewagen und zu Fuß erreichbar, manche Stunden oder sogar Tagesmärsche von der Hauptstraße entfernt.”

Nepals Regierungschef Sushil Koirala bat “ausländische Freunde” um Hilfe und Unterstützung. “Wir werden diese dunkle Zeit zusammen durchstehen”, sagte er. Papst Franziskus sprach den Opfern der Erdbebenkatastrophe sein Beileid aus.

Helfer graben mit bloßen Händen

Fast nirgendwo in Kathmandu gab es Strom, manche Menschen halfen sich mit Solarlampen und luden ihre Handys an Autobatterien. Wie es in den abgelegenen Städte und Dörfern in dem Himalaya-Land aussah, war zunächst kaum zu überblicken. Das Dorf Barmak, unter dem das Epizentrum des Bebens lag, sei fast vollständig zerstört, sagte ein Sprecher des Innenministeriums. Augenzeugen berichten, dass Helfer an vielen Orten mit bloßen Händen nach Überlebenden graben.

Zehntausende haben alles verloren. (EPA)
Zehntausende haben alles verloren. (EPA) ©Zehntausende haben alles verloren. (EPA)

“Ich habe meine Angehörigen und alle meine Nachbarn verloren”, sagte eine Frau aus dem Ort Jaybageshwari einem örtlichen Radiosender. “Kann jemand, der überlebt hat, uns helfen? Wir haben weder Essen noch Kleidung. Alles ist weg.”

Augenzeugen berichteten, vielfach hätten die Menschen nur noch Kekse und Trockenfrüchte übrig. Hilfsorganisationen fürchten, dass bald auch das Wasser und die Medikamente ausgehen. Auch die Ärzte sind an vielen Orten bereits überlastet. “Unter den Toten sind viele Kinder”, sagte Doktor Pratab Narayan aus dem Teaching-Krankenhaus. “Wir sind völlig überwältigt von der Zahl an Menschen.”

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