"Hilfe brachte Weltbild ins Wanken"
Eigentlich chancenlos
Anfang der 90 er Jahre war es so weit. Mathis hatte einen Gehirntumor und eigentlich keine Chance mehr . Operiert wurde er dann in Erlangen. Die meisten werden Rollstuhlpatienten. Auch er trug Folgen davon. Rechts bin ich taub. Das Gesicht war so verschoben. Weit reißt er die Hände auseinander. Mühsam musste er wieder laufen lernne. Dann fing er von vorne an.
Bei der Caritas. Ein Jahr als Flüchtlingsbetreuer. Ab 1996 in der Arbeitsabteilung. Und wieso tut er sich das an? Mathis ist 67. Er könnte längst in Pension sein. Aber die Caritasarbeit hat ihn verändert, sagt er. Sein Weltbild geriet aus den Fugen.
Starke Frauen
Ich hab in Südafrika und Ecuador erfahren, wie stark Frauen die soziale Kultur einer Gesellschaft tragen und wie schwach Männer sind. Männer laufen weg, wenn Probleme auftauchen. Frauen bleiben mit den Kindern allein.
Auch aus Mosambik kennt er das. 13 Mal war er schon dort. 16 Jahre Bürgerkrieg haben mehr als 900.000 Tote gekostet. Vertriebene, die wegen verminter Wasserstellen nicht in ihre Dörfer zurück konnten, landeten am Rand der Hauptstadt Maputo.
Die Caritas betreut heute Aidswaise und will in vier Zentren künftig auch Wege finden, wie man den Kindern Memoryboxes mitgeben kann. Mit Briefen ihrer verstorbenen Eltern, vielleicht auch mit Tonaufnahmen. Damit sie wenigstens deren Stimmen kennenlernen.
Die jüngste Reise führte Mathis in die armenische Stadt Gyumri. Dort hat 1988 ein Erdbeben 25.000 Menschen getötet. Auch der Verfall der Sowjetunion hinterließ Spuren. Exportmärkte brachen weg. Zahlreiche Neubauten blieben als Rohbauten stehen. Ruinen, in denen seither Menschen wohnen.
Die Winter sind dort extrem kalt. 35 Grad minus sind keine Seltenheit. Heizen aber ist für viele unerschwinglich. Eine Lehrerin hat 15 Euro Pension, muss ich noch mehr sagen? Die Caritas hilft. Und Menschen wie Mathis bereiten den Weg.
Spendenkonto: 40.006, Raiffeisenbank Feldkirch (BLZ 37422), Kennwort: Osteuropa-Hilfe
ZUR PERSON Norbert Mathis
Beruf: Auslandshilfe der Caritas
Geboren: 4. Juni 1960
Familie: verheiratet, zwei Töchter
Ausbildung: kaufmännische Ausbildung
Laufbahn: Verkäufer, ein Jahr in England, Prokurist im Elektrofachhandel.
Träger von sozialem Engagement sind eigentlich die Frauen. Männer laufen oft einfach weg.