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Hildegart - oder Projekt: Superwoman - Trailer und Kritik zum Film

1933 erschoss Aurora Rodriguez ihre 18-jährige Tochter im Schlaf. Als "größte feministische Aktivistin ihrer Zeit" hatte die Mutter Hildegart konzipiert - und sie getötet, als sie sich emanzipierte. Die Grazer Regisseurin Barbara Caspar bringt den Fall mit "Hildegart oder Projekt: Superwoman", einem kraftvollen Hybrid aus Animations- und Dokumentarfilm mit aktuellen Bezügen.

Am Anfang steht die Wahnsinnstat, deren Umstände schrittweise aufgerollt werden. Eine “Superfrau”, eine “Mutter aller Mädchen” wollte die im ausgehenden 19. Jahrhundert im ländlichen Spanien geborene Aurora Rodriguez schaffen. Sie selbst war im Patriarchat aufgewachsen; Schulbildung war ihr – im Gegensatz zu ihrem Bruder – verwehrt geblieben. Weil ihre eigenen feministischen Bemühungen erfolglos blieben, sollte ihre Tochter an ihrer Stelle für eine gerechte Gesellschaft kämpfen.

Hildegart wurde von ihrer Mutter streng erzogen, zuhause unterrichtet – und entwickelte sich erst ganz in Auroras Sinne. Mit drei Jahren konnte sie lesen, mit acht Jahren mehrere Fremdsprachen sprechen, mit 13 schloss sie die Schule und mit 16 ihr Jusstudium ab. Bis zu ihrem 17. Lebensjahr veröffentlichte sie bereits mehrere Schriften zu den Themen Philosophie, Feminismus und Sexualwissenschaften. Zugleich aber entzog sich Hildegart zunehmend ihrer Mutter, forderte Selbstbestimmung ein. Aurora sah ihr Projekt als gescheitert – und beendete dieses auf brutale Art und Weise.

Hildegart – oder Projekt: Superwoman – Die Handlung und Kritik

Mit vorrangig statischen, düster und unheimlich anmutenden Zeichnungen (Animation: Sergio Deustua Jochamowitz), Archiv-Filmaufnahmen und der Erzählung von Aurora respektive Hildegart aus dem Off (Stimmen: Jaschka Lämmert, Pippa Galli) zeichnet Caspar die schockierende Geschichte nach, stellt mit Interviews mit FEMEN-Aktivistinnen aus Deutschland und Spanien (u.a. Josephine Witt, Irina Khanova) sowie Soziologinnen und Therapeutinnen aktuelle Bezüge her. Sie alle besprechen den Status der Emanzipation der Frau damals und heute, analysieren die Rolle, die Mütter für das Selbstverständnis ihrer Töchter spielen, und spüren den Bedingungen nach, unter denen Aurora ihre ursprünglich guten Intentionen mit extremen Maßnahmen verfolgt hat: Einst von der “Frivolität” ihrer Schwester entsetzt, hatte sie einen Hass auf die Weiblichkeit, auf Gefühle entwickelt – und damit auch auf sich selbst.

Über knapp 90 Minuten hinweg entwickelt “Hildegart oder Projekt: Superwoman” einen ungemeinen Sog. Caspar gelingt es, eine schier unglaubliche Geschichte mit außergewöhnlichen Bildern ins Heute zu übertragen und so ein kraftvolles Plädoyer für Selbstbestimmung abzugeben. Den Ritter(innen)schlag hat sie dafür schon erhalten: Elfriede Jelinek, Expertin in Sachen krankhaft-symbiotischer Mutter-Tochter-Beziehungen, würdigt den Film in den Presseunterlagen als “wirklich herausragend”.

>> Alle Filmstartzeiten zu “Hildegart – oder Projekt: Superwoman”

(APA)

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