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Hightech für selbstbestimmtes Leben von Senioren

©Fotodienst/Sonja Burtscher
Hochrangige Vertreter der österreichischen Bundesregierung und des durch Schweden repräsentierten Europäischen Rates haben heute, Dienstag, das erste Forum für altersgerechte ITK-Lösungen in der Wiener Hofburg eröffnet.
Erinnerungstools für Senioren

Die Tagung findet im Rahmen von Ambient Assisted Living (AAL), einem europäischen Programm zur Steigerung der Lebensqualität von älteren Menschen, statt. Durch den Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologie soll Senioren eine selbstständige Lebensführung in ihrer gewohnten Umgebung bis ins hohe Alter ermöglicht werden.

Vor dem Hintergrund der fortschreitenden Überalterung europäischer Gesellschaften dient das AAL-Forum 2009 als Informationsplattform. Eine Ausstellung von ersten Forschungsergebnissen und Projekten soll zur Bewusstmachung der Problematik beitragen. “Informations- und Kommunikationstechnologie kann den Menschen keinesfalls ersetzen, sondern nur als ein Faktor zur Lösung des Problems beitragen”, betonte Reinhard Goebl, Leiter der Abteilung Informations- und industrielle Technologien vom Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie, bei der Eröffnung.

Die Menschen in industrialisierten Ländern werden immer älter. Laut Bernd Marin, Generaldirektor des European Centre of Social Welfare Policy and Research in Wien, steigt die durchschnittliche Lebenserwartung eines europäischen Bürgers pro Jahr derzeit sogar um 118 Tage. Die sozialen und wirtschaftlichen Konsequenzen einer überalterten Gesellschaft seien hinlänglich bekannt. Stetig mehr Menschen im Ruhestand bedürften der Assistenz und Pflege, gleichzeitig nehmen aber immer weniger Bürger aktiv am Arbeitsleben teil.

“Somit wird neben der Adaptierung geeigneter Technologien eine intensive Zusammenarbeit von öffentlichem und privatem Sektor wie zivilgesellschaftlicher Einrichtungen nötig sein, dass Menschen gemäß ihrer Präferenz möglichst lange eigenständig in ihrer gewohnten Umgebung leben können”, erläuterte Thomas R. Lagerwall vom Swedish Institute of Assistive Technology.

“Neben den sozioökonomischen und politischen Herausforderungen muss aber auch das ungemeine Marktpotenzial für altersgerechte IKT-Lösungen gesehen werden. Daher werden allein in Österreich rund 50 Mio. Euro jährlich für Forschung und Entwicklung auf diesem Gebiet ausgegeben”, berichtete Ingolf Schädler, Bereichsleiter im Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie. Die Republik Österreich beteiligt sich dabei mit 12,5 Mio. Euro am AAL-Programm und investiert weitere zehn Mio. Euro in ‘Benefit’, das nationale Pendant, das AAL ergänzen soll.

Vor allem in Europa spielt die Förderung von Selbstständigkeit, Unabhängigkeit und Lebensqualität von älteren Menschen eine wichtige Rolle, wohnt doch im Gegensatz zu den Vereinigten Staaten von Amerika gerade einmal jeder dreißigste Pensionist in einer Betreuungseinrichtung. 80 Prozent der Pflege- und Assistenzarbeit wird hierzulande von Familienangehörigen, Freunden oder Bekannten geleistet. “Es handelt sich dennoch um ein globales Problem, da auch die Gesellschaften in Nordamerika, Japan oder China sukzessive älter werden. In einem Europa verschiedener Sprachen, Kulturen und Verwaltungssysteme stellen die demographischen Veränderungen eine zusätzliche Herausforderung dar”, gibt Jeroen Wals, Vizepräsident der Phillipsforschung, zu bedenken.

Das AAL-Programm wurde 2007 im Mitentscheidungsverfahren beschlossen und basiert auf Artikel 169 des EU-Vertrages. “Es ist als politische und administrative Innovation anzusehen, die 23 Mitgliedstaaten der EU an dem Programm teilnehmen lässt und von der Europäischen Kommission mit rund 25 Mio. Euro jährlich co-finanziert wird”, sagte AAL-Präsident Gerhard Finking. Abhängig von den jährlichen Arbeitsplänen würden rund 37 Mio. Euro pro Jahr von den Mitgliedsstaaten aufgebracht. Nur drei Prozent des zur Verfügung stehenden Budgets würde für Verwaltungszwecke gebraucht.

Für eine Verlängerung von AAL über 2013 hinaus ist allerdings erneut ein politischer Konsens auf europäischer Ebene nötig. Auf dem AAL-Forum 2009 werden bereits 80 bis 100 Sprecher erwartet. Neben 500 registrierten Teilnehmern präsentieren 25 Aussteller Innovationen und Projekte und 40 Jungforscher nehmen an themenbezogenen Workshops teil. Auch wurden interessierte Senioren eingeladen, die Errungenschaften der Aussteller zu begutachten.

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