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Hickersberger möchte Teamchef bleiben

Der österreichische Fußball-Teamchef wird ziemlich sicher weiterhin Josef Hickersberger heißen. "Hicke"-Zitate | Herzog | "Team gewachsen" | Ivanschitz und Stranzl | Vastic und Korkmaz als "EM-Gewinner" | 

Der 60-Jährige betonte am Dienstag während der letzten ÖFB-Pressekonferenz im EURO-Quartier in Stegersbach und vor allem danach seine Bereitschaft, die rot-weiß-rote Auswahl in die Qualifikation für die WM 2010 führen zu wollen. Die endgültige Entscheidung über eine vorzeitige Verlängerung des mit Ende dieses Jahres auslaufenden Vertrags dürfte im Rahmen einer Präsidiumssitzung des Verbandes am 24. Juni fallen.

Er werde Nationaltrainer bleiben, “sofern nichts Unvorhergesehenes passiert”, sagte Hickersberger im Anschluss an die Pressekonferenz und ergänzte, sein voraussichtlicher Verbleib beim ÖFB und sein Verzicht auf eine neuerliche Tätigkeit im arabischen Raum sei “eigentlich eine Entscheidung für die Familie, für die Enkelkinder”. Außerdem sei er noch jung genug für den Job. “Natürlich könnte ich in Pension gehen, aber so alt fühle ich mich wieder auch nicht.”

Das Teamchef-Amt bei der Heim-EM auszuüben, war für Hickersberger nach eigenen Angaben die größte Herausforderung in seiner Karriere. “Jetzt gibt es diese Motivation nicht mehr, aber dafür die Verpflichtung der Mannschaft gegenüber, weiterzumachen”, erklärte der Niederösterreicher, für dessen Vertragsverlängerung sich die Spieler deutlich ausgesprochen hatten. Deshalb liege der Anteil der Spieler an seiner Entscheidung, zu bleiben, auch bei “100 Prozent”.

“Hicke” will den zuletzt sichtbaren Aufwärtstrend mit seiner Mannschaft weiter fortsetzen. “Die Entwicklung macht mich zuversichtlich, weil sie in den letzten Wochen rasant gewesen ist und ich das Gefühl bekommen habe, dass wir gegen Teams mit viel mehr Qualität mithalten und sie mit etwas Glück auch besiegen können”, sagte der Coach, dessen Bilanz in seiner zweiten Amtszeit bei 5 Siegen, 9 Remis und 13 Niederlagen (Torverhältnis 29:39) steht.

In den zweieinhalb Jahren seit Beginn seiner Tätigkeit sei ein Vertrauensverhältnis zu den Spielern entstanden, “und auf dieser Vertrauensbasis kann man ganz gut aufbauen und weitermachen”, meinte Hickersberger, der noch genau weiß, wie heftig sein Trainerstuhl im Oktober 2006 und im Oktober 2007 gewackelt hat. “Jeder kann sich erinnern, dass mir ein paar Leute einige Male am liebsten das Kamel vor die Tür gestellt hätten, damit ich in die Wüste reite.”

Nun aber deutet alles darauf hin, dass der 60-Jährige zumindest bis Herbst 2009 im ÖFB-Sattel sitzt, auch wenn er seinen Verbleib an gewisse Bedingungen knüpft. Vor allem die geplante Reduzierung der finanziellen Aufwendungen für den Betreuerstab will Hickersberger nicht hinnehmen. “Es geht darum, in welcher Art und Weise jetzt verkleinert wird.”

Der Teamchef möchte auf die Mitarbeit des (teuren) ÖFB-Conditioning-Coaches Roger Spry nicht verzichten, auf der anderen Seite will ÖFB-Präsident Friedrich Stickler Sparmaßnahmen setzen. “Wir müssen trotz aller sportlichen Ziele auch auf das Geld schauen”, betonte Stickler, sagte kurz darauf aber auch: “Wir werden nicht das, von dem wir überzeugt sind, weglassen.”

Der ÖFB-Chef zeigte sich voll des Lobes für die Arbeit von Spry (“Er hat die Mannschaft auf ein hohes Niveau gebracht”), erwägt aber offensichtlich dennoch eine abgespeckte Kooperation mit dem Briten. “Einen Spry in dieser Intensität werden wir uns nicht mehr leisten können, aber wir werden andere Möglichkeiten finden, mit ihm zusammenzuarbeiten.”

Neben der Problematik um die weitere Zusammensetzung von Hickersbergers Mitarbeiterstab, der laut Stickler “in zwei, drei Wochen” stehen soll, fehlt für eine Vertrags-Verlängerung auch noch die Zustimmung des ÖFB-Präsidiums. In diesem Zusammenhang ortet der ÖFB-Präsident allerdings keine Probleme. “Hickersberger genießt bei mir und bei meinen Präsidiums-Kollegen große Zustimmung und Anerkennung. Er hat eine ganz besondere Art, mit jungen Spielen zu arbeiten. Er hat auch noch andere Vorzüge, aber das ist einer seiner größten”, lautete die von Stickler vorgenommene Teamchef-Einsetzung.

Sticklers Bereitschaft einer weiteren Zusammenarbeit mit “Hicke” wurde vom vorzeitigen Scheitern bei der Heim-EM nicht beeinflusst. “Natürlich muss man sich hohe Ziele setzen, aber es hängt auch davon ab, wie man scheitert, und da müssen wir uns nicht schämen”, betonte der 59-Jährige und gab als Parole aus: “Wir stehen wieder auf und kämpfen weiter.”

Die großen Erfolge blieben zwar in diesem EM-Turnier aus, sollen nun aber in der bevorstehenden WM-Quali eingefahren werden, auf die Hickersberger schon einen Ausblick wagte. “Die Chancen, die Qualifikation zu schaffen, kann ich mir ausrechnen, die sind wahrscheinlich geringer, als bei der EM das Viertelfinale zu erreichen”, meinte “Hicke”, zeigte sich jedoch schon jetzt für die erste Partie am 6. September in Wien gegen Frankreich optimistisch, weil beim Vize-Weltmeister nach der EM wohl ein Umbruch bevorstehe. “Und das haben wir beim Erstellen des Turnierplans einkalkuliert.”

Ob der 38-Jährige Ivica Vastic weiterhin ein Thema für die ÖFB-Auswahl sein könnte, wollte Hickersberger nicht bestätigen. “Es wird einige Spieler geben, die in der WM-Qualifikation nicht mehr dabei sind. Aber was Vastic betrifft, kann man das jetzt noch nicht sagen.” Während der Austro-Kroate sein letztes Länderspiel möglicherweise schon hinter sich hat, könnte mit Paul Scharner ein alter Bekannter zurückkehren. “Jetzt beginnt ein neues Kapitel. Ich gehe davon aus, dass er auch in der WM-Qualifikation wieder für Österreich spielen will.”

Zu möglichen Fehlern in seiner zweiten Amtszeit wollte sich der Coach nicht explizit äußern. “Niemand macht alles richtig im Leben. Aber im Großen und Ganzen habe ich mir keine Gedanken in diese Richtung gemacht. Ich habe mir jede Entscheidung sehr genau überlegt”, betonte “Hicke”.

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