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Heute bin ich blond - Trailer und Kritik zum Film

Nach der Krebsdiagnose verfällt die 21-jährige Sophie nicht in die selbstzerstörerische Wut, mit der die meisten Krebspatienten zu kämpfen haben, sie reagiert mit unerschrockender Lebenslust. Regisseur Marc Rothemund hat sich an den gleichnamigen autobiografischen Roman von Sophie van der Stap gewagt. Der Film ist ab 24. April 2013 in den Kinos zu sehen. Alle Spielzeiten auf einen Blick

Ausgelassen feiern zwei junge Frauen in Antwerpen Silvester, sie trinken, schmeißen sich an die Männer heran. Sie haben noch ihr ganzes Leben vor sich. Gemeinsam planen sie eine WG in Hamburg. Sophie (Lisa Tomaschewsky) will ihr Studium beginnen. Doch am Neujahrsmorgen wacht sie nicht nur mit einem schweren Kater auf, sondern auch mit einem seltsamen Husten und einem ebensolchen Schmerz im Oberkörper. Zurück in Hamburg beginnt eine Odyssee von Arzt zu Arzt bis die Diagnose feststeht: Krebs.

“Heute bin ich blond”: Der Umgang mit Krebs

Fast unerschrocken und voller Lebensfreude trotzt die junge Frau der Krankheit, hört nicht auf, in derben Sprüchen über Sex und ihren körperlichen Verfall zu sprechen, sich in Discos sinnlos zu betrinken und in Flirts zu stürzen. Diese Bedingungslosigkeit ist mitunter für den Zuschauer unerträglich, manchmal auch ein wenig unglaubwürdig.

Vor allem aber will Sophie nicht hinnehmen, mit einer Nullachtfünfzehn-Perücke wie eine Playmobilfigur auszusehen. Nach und nach legt sie sich immer mehr Perücken zu, die sie jeweils zu einer anderen Frau machen. Sie spielt mit den verschiedenen Charakteren und entdeckt zugleich die verschiedenen Seiten an sich. So gerät der Kampf gegen den Krebs auch zu einem sehr unterhaltsamen und gleichzeitig ernsten Selbstfindungstrip.

Lisa Tomaschewsky spielt diese todkranke junge Frau trotz aller Rückschläge und kräftezehrender Therapien voller Kraft und Lebensfreude. Das wirkt nicht immer realistisch. Auch dass diese von 54 Wochen Chemotherapie geschwächte Frau meist sehr hübsch anzuschauen ist und die Augenringe schon mit ein wenig Make-up völlig verschwinden, stört dann und wann. Ebenso das Leben in einer Hochglanzkulisse mit vielen schönen, netten und verständnisvollen Menschen.

Besondere Komödie mit großartigen Hauptdarstellern

Und doch gelingt es Regisseur Rothemund über fast zwei Stunden die Spannung zu halten. Wie so oft beweist er ein gutes Gespür für seine Figuren und lässt seinen Schauspielern viel Freiraum. Er fängt die Hilflosigkeit von Sophies Eltern (Peter Prager und Maike Bollow) ebenso ein wie die ihrer Freunde. Mitleid zählt jedoch nicht, vielmehr gnadenlose Ehrlichkeit, auch wenn sich der Zuschauer irgendwann etwas weniger Erbarmungslosigkeit wünscht.

Damit schafft Rothemund eine bewegende und sehr besondere Komödie, die ihre Eindringlichkeit ebenso ihrer großartigen Hauptdarstellerin wie der autobiografischen Vorlage verdankt. Sie ist eine Ode an das Leben, klug, witzig, unterhaltsam und sehr anrührend.

(Red./APA)

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