Heumilch wird zu Wirtschaftsfaktor für Bauern

"Die besondere Wirtschaftsweise brachte den heimischen Heumilchbäuerinnen und -bauern im Vorjahr einen Mehrwert im Milchpreis von 25 Millionen Euro, in den vergangenen fünf Jahren waren es insgesamt 139 Millionen Euro", sagte Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP) im Rahmen einer Pressekonferenz der ARGE Heumilch.
Heumilch: Mehreinnahmen für Bauern wesentlich
Für die Bauern sind diese Mehreinnahmen wesentlich, erklärte Karl Neuhofer, Heumilch-Bauer und Obmann der ARGE Heumilch. Zwischen 70 und 75 Prozent der rund 8.000 Heumilch-Lieferanten würden den Betrieb nebenberuflich führen. Im Schnitt hätten sie 17 Kühe und bis zu 20 Hektar Land. Und rund 90 Prozent der Heumilch-Höfe befinden sich laut Neuhofer im Berggebiet.
Die Heumilch-Bauern müssen jedoch einige Kriterien erfüllen: So müssen unter anderem die Tiere mindestens 120 Tage im Jahr Auslauf haben, die Anzahl der maximal erlaubten Tiere richte sich nach der Hoffläche, Silage ist verboten und das Futter müsse frei von Gentechnik, Palmöl und Kokosfett sein.
Heumilch als wesentlicher Wirtschaftsfaktor für Bauern
Im Gegenzug erhalten sie einen deutlich besseren Preis als Lieferanten herkömmlicher Milch: "Die Molkerei, bei der ich meine Milch abliefere, zahlt für konventionelle Milch aktuell 59 Cent je Kilogramm inklusive Mehrwertsteuer", sagte Neuhofer im Gespräch mit der APA. Für Heumilch erhalte er hingegen 63,60 Cent je Kilogramm. "Wer 'Fair zum Tier'-Milch anbietet, bekommt noch einmal einen Cent mehr", ergänzte der Landwirt und ARGE-Obmann. Für Bio-Heumilch zahle die Molkerei hingegen 74,81 Cent und für Bio-Heumilch REWE gäbe es sogar 76,90 Cent.
"In Deutschland ist der Milch-Preis bereits gesunken. Heuer wird er wahrscheinlich auch bei uns sinken. Aber ich gehe davon aus, dass damit der Preisunterschied zwischen konventioneller Milch und Heumilch noch größer wird", so Neuhofer.
Reges Interesse an der Heuwirtschaft
Daher gäbe es auch reges Interesse an der Heuwirtschaft. Im Vorjahr gab es in Österreich 528 Mio. Kilogramm Heumilch. Rund 38 Prozent davon waren laut ARGE-Geschäftsführerin Christiane Mösl Bio-Heumilch. Damit macht Heumilch bereits 15 Prozent des österreichischen Milchmarktes aus. Und rund 85 Prozent der Heumilch werde zu Käse verarbeitet und nicht nur in Österreich, sondern auch in Deutschland erfolgreich vermarktet.
So kennen 40 Prozent der deutschen Konsumenten Heumilch und 35 Prozent das Heumilch-Logo. In Süddeutschland liege die Bekanntheit der ARGE bei 54 Prozent, ergänzte Mösl. Über entsprechende Kampagnen in den Medien sowie im Lebensmitteleinzelhandel soll die Bekanntheit weiter ausgebaut werden. "Da gibt es sicher noch Luft nach oben", sagte Mösl.
Heumilch: Vorteil liegt nicht nur am höheren Preis
Für Neudorfer liegt der Vorteil nicht nur am höheren Preis, den die Landwirte erzielen: "Wir sorgen mit unseren Flächen für Artenvielfalt in der Natur. Wir wollen keine Wiesen und Almen mit hitzeresistenten Gräsern - da hätten wir nur mehr drei Grasarten. Und jede Region hat bestimmte Kräuter und Pflanzen, das schmeckt man. Was man sonst oft an Käse bekommt, ist ein europäischer Einheitsgeschmack - also ein geschmackloser Gouda", kann sich der Obmann nicht verkneifen.
Die Heumilch-Bauern scheinen dies großteils ebenfalls so zu sehen: So zeigen sie großes Interesse am Agrarumweltprogramm ÖPUL, das für Artenvielfalt, Klimaschutz und Tierwohl steht. "Für das Jahr 2023 sind 13.400 Anträge für die Maßnahme Heuwirtschaft eingelangt, ein Plus von 34 Prozent im Vergleich zum Vorjahr", sagte Totschnig. "Das zeigt einmal mehr: Die Heuwirtschaft ist eine rot-weiß-rote Erfolgsgeschichte. Sie schützt das Klima, schont die Böden und fördert die Artenvielfalt. Die hohe Teilnahme an der freiwilligen Maßnahme Heuwirtschaft unterstreicht, dass das Programm wirkt", merkte der Minister an.
(APA/Red)