Ein 39-jähriger Ex-Polizist ist am Freitag im Wiener Landesgericht wegen Amtsmissbrauchs rechtskräftig zu zehn Monaten bedingt verurteilt. Dem als sehr streng verschrienen Revierinspektor eilte der Ruf voraus, Leute selbst wegen geringfügiger Verwaltungsübertretungen sehr gerne abzustrafen. Weshalb dem so war, deckte das Büro für interne Ermittlungen (BIA) auf: Der Uniformierte behielt in einigen Fällen die Einnahmen aus dem Schreiben von Strafmandaten für sich.
Ich weiß nicht, warum ich das gemacht habe, jammerte er nun vor einem Schöffensenat (Vorsitz: Kurt Wachsmann). Seine Spezialität war, dass er von Übeltätern 35 Euro kassierte, auf dem Organmandat aber ein anderes Vergehen als das zu ahndende vermerkte. Meistens das nur mit sieben Euro zu ahnende Überqueren einer Straße bei einer roten Ampel. Die Differenz steckte er ein, wobei der Gesamtgewinn marginal ausfiel, wie er betonte.
Das ging so lange gut, bis ein junger Mann eine E-Mail an die Bundespolizeidirektion Wien schickte, in der er sich über den Gesetzeshüter beschwerte: Er sehe nicht ein, weshalb ihn dieser für das Abschleppen eines Pkw strafe, wenn er auch beim Abgeschleppten und damit doppelt kassiere. Außerdem sei auf dem Organstrafmandat nicht ersichtlich, was er überhaupt falsch gemacht habe.
Man ging der Sache nach und stieß dabei auf die Malversationen. Aus Scham vor seinen Kollegen (Verteidiger) leugnete der Polizist zunächst alles. Dann sah er ein, dass das aussichtslos war: Er quittierte von sich aus den Dienst und legte ein Geständnis ab.
Der junge Mann, der ihn sozusagen überführt hatte, war bei der Verhandlung anwesend. Ich wollte mit meiner Mail nur erreichen, dass er ein bisserl menschlicher wird, erläuterte er nach der Urteilsverkündung.