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Heroin-Produktion "wie die Hölle"

Drogenkonsum sollte nicht nur unter dem Aspekt illegaler Suchtgifte gesehen werden. Die „Szene“ verwendet immer mehr verschiedene Drogen - illegale wie legale - in Kombination.

Das ist am gefährlichsten. Das Angebot an Heroin ist stark angestiegen, die Preise fast aller Suchtgifte sind gefallen. Trotzdem hat sich der Kreis der Suchtgiftkonsumenten nicht erhöht. Das sind die Hauptpunkte des Jahresberichtes der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EBDD), der am Donnerstagvormittag im Rahmen einer Pressekonferenz in Brüssel präsentiert wurde.

Wolfgang Götz, Direktor der in Lissabon ansässigen EBDD: „Die Mengen an beschlagnahmten Heroins haben zugenommen, ebenso die Produktion. Afghanistan produziert ’Heroin wie die Hölle’. Das könnte sogar schon bedeuten, dass die Produktion des Suchtgifts aktuell den weltweiten Bedarf überschreitet.“

Doch das größere Angebot hat bisher keine besonders negativen Folgen gehabt. Der Experte: „Trotzdem sehen wir, dass der Konsum von Heroin stabil ist, wenn er in Europa nicht sogar etwas zurück gegangen ist. Es sieht so aus, als würde hier die Verbindung zwischen geringerem Preis und deshalb vermehrtem Konsum nicht funktionieren.“ Insgesamt sei die Situation rund um die illegalen Drogen in Europa im Vergleich zu anderen Weltregionen gleich bleibend und nicht akut Besorgnis erregend. Man müsse sie aber beobachten und koordinierte Maßnahmen zur Reduktion des Problems treffen.

Ein positiver Trend in Europa: Das Durchschnittsalter der Opiatabhängigen, die sich zum ersten Mal einer Behandlung unterziehen, steigt generell an. Es sind nur noch sieben Prozent, welche aus der Altersgruppe unter 20 stammen. Gleichzeitig erhöht sich auch ständig die Zahl der Opiatsüchtigen, die sich in Drogenersatzbehandlung befinden. Das sind jetzt in Europa schon mehr als 500.000 Menschen. Beides spricht eine stabile bis sich leicht verbessernde Situation auf diesem Gebiet.

Die EBDD versucht, ein immer umfassenderes Bild des Drogengebrauchs zu liefern. Dies betrifft auch die Rahmenbedingungen des Marktes. Hier gibt es eine überraschende Entwicklung. Götz: „Wir haben zum ersten Mal über eine Fünf-Jahres-Periode hinweg die Preise von illegalen Drogen untersucht. Sie sind in den Jahren 1999 bis 2004 bei Cannabis, Kokain und Amphetamin um etwa 20 Prozent gesunken. Die Preise von Heroin und Ecstasy sind sogar um fast 50 Prozent gefallen“, sagte Götz. Noch könne man nicht sagen, was die Folge dieser Entwicklung sein werde.

Insgesamt messen die europäischen Länder umfassenden Strategien ihrer Maßnahmen in Sachen Suchtgift immer größere Bedeutung zu. Götz: „Fast alle europäischen Länder koordinieren ihre Drogenpolitik auf nationaler Ebene. Zwei Drittel der EU-Mitgliedsländer beobachten und richten ihre Politik auf die Verwendung der unterschiedlichsten Substanzen aus. Es kommt auch im Strafrecht immer mehr zu einer Unterscheidung zwischen Vergehen durch Besitz von illegalen Drogen und Verbrechen wegen Suchtgifthandels etc.“

Marcel Reimen, Vorsitzender der EBDD: „Wir haben jetzt eine neue Aufgabe. Von nächstem Jahr an werden wir auch den Mischgebrauch verschiedener Drogen – illegaler wie legaler – beobachten. Da geht es auch um Alkohol in Kombination mit anderen Suchtgiften. Das ist eine wichtige Frage.“

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