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Hernalser Drogenbande zerschlagen

Wiener Drogenfahnder haben zehnköpfige Bande zerschlagen - Hernalser Wohnheim als „Verteilerzentrale für Großmengen“ - Suchtgift kam aus Hamburg.

Wiener Drogenfahnder haben nach monatelangen Ermittlungen einer zehnköpfigen Suchtgiftbande das Handwerk gelegt. Die Verdächtigen sollen seit Jahresbeginn mit mindestens 20 Kilogramm Kokain und Heroin gedealt haben. Die Drogen kamen aus Deutschland. Vom Hamburger Lieferanten über den „Geldboten“ bis zu den Großabnehmern in Wien seien alle Drahtzieher in Haft, berichteten die Kriminalisten am Freitag.

Ein als angeblicher „Suchtgiftbunker“ schon seit Monaten umstrittenes Wohnheim in Hernals habe sich in diesem Fall als „Verteilerzentrale für Großmengen“ herausgestellt, sagte Drogenfahnder Georg Rabensteiner vom Kriminalkommissariat West. Im Aufenthaltsraum des Hauses in der Redtenbachergasse (-> Stadtplan) habe ein Großdealer seine Abnehmer „im Stundentakt“ empfangen. Auf Grund gemeinsamer Ermittlungen mit Hamburg wurde klar, dass Anfang November eine größere Lieferung kommen würde. Die Polizisten oberservierten verdächtige „Besucher“, die das Haus mit vollgepackten Taschen verließen.

Festnahme im vollbesetzten Bus

Zwei Männer wurden daraufhin am 7. November in einem voll besetzten Bus der Linie 10A festgenommen. Sie hatten 1,3 Kilogramm Kokain bei sich, das in zwei Terminplaner eingenäht war. Ein weiterer Verdächtiger wurde mit 370 Gramm Heroin und Koks geschnappt, jeweils in Seifen verpackt. Das Wohnheim wurde gestürmt, und auch der Großverteiler wanderte hinter Gitter. Bei dieser Aktion fanden sich weitere präparierte Terminplaner, und es wurden noch einmal 700 Gramm Suchtgift sichergestellt.

Gleichzeitig schlug die Hamburger Polizei zu und fasste den Lieferanten. „Godwin“ soll regelmäßig Kurierfahrten von Norddeutschland nach Wien beauftragt und auch seinen in einer Wohnung in Penzing lebenden Bruder „Sunny“ beliefert haben. Beim Zugriff auf diese Unterkunft – in der auch die beiden im Linienbus geschnappten Männer wohnten – wurden ebenfalls Drogen gefunden, für einen mutmaßlichen Dealer klickten die Handschellen. Mit dem Bruder vereinbarten die Ermittler via Handy ein Scheingeschäft. Als der Mann zum Straßendeal aufkreuzte, wurde er festgenommen; ebenso wie zwei weitere Verdächtige, die zum Schein vom Eintreffen einer Großlieferung informiert wurden und aus Traiskirchen anreisten, um ihre Ware in Empfang zu nehmen.

Call Center in der Leopoldstadt gestürmt

Zuletzt stürmte die Polizei ein Call Center in der Leopoldstadt, dessen Inhaber die Geldüberweisungen für die Drogendeals getätigt haben soll. Mindestens 500.000 Euro habe der Verdächtige seit Jänner an den Hamburger Lieferanten weitergeleitet.

Die Gesamtbilanz der Fahnder: zehn Festnahmen, 2,4 Kilogramm Heroin und Kokain mit einem Straßenverkaufswert von bis zu 250.000 Euro sichergestellt sowie 10.640 Euro, die aus Drogengeschäften stammen sollen, und 35 Handys.

Redaktion: Bernhard Degen

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