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Her - Kritik und Trailer zum Film

Los Angeles in der nahen Zukunft: Theodore schreibt für Fremde Liebesbriefe bei BeautifulHandwrittenLetters.com. Das eigene Liebesleben liegt seit dem Ehe-Aus mit seiner großen Liebe aber auf Eis. Die Einsamkeit hat ein Ende, als er auf seinem Computer ein neues Betriebssystem installiert, das sämtliche Lebensbereiche organisieren soll. Alle Spielzeiten auf einen Blick

Warum sie zwischen den Sätzen einatme, fragt Theodore Samantha. “Du tust so, als wärst du eine Person, die Sauerstoff braucht.” Mit “Her” legt Spike Jonze eine unkonventionelle Sci-Fi-Lovestory zwischen einem Mann (Joaquin Phoenix) und seinem intuitiven Betriebssystem (Stimme: Scarlett Johansson) vor – und führt uns den Verlust von Intimität in der modernen Welt vor Augen. Ab Freitag im Kino.

Kurzinhalt des Kinofilms “Her”

Los Angeles in der nahen Zukunft: Menschen lassen sich via eines kleinen Geräts im Ohr E-Mails und News vorlesen und beauftragen Fremde mit dem Verfassen von Liebesbriefen. Theodore Twombly (Phoenix) ist einer der Schreiber bei BeautifulHandwrittenLetters.com. Das eigene Liebesleben liegt seit dem Ehe-Ende mit seiner großen Liebe Catherine (Rooney Mara) auf Eis, der mit Dating einhergehende Druck überfordert ihn. Die Einsamkeit hat ein Ende, als er auf seinem Computer ein neues Betriebssystem installiert, das sämtliche Lebensbereiche organisieren soll: Eine sanfte, fröhliche Stimme dringt aus seinem Computer und stellt sich als Samantha vor.

Die Künstliche Intelligenz stellt sich sofort intuitiv auf Theodore ein, hört aufmerksam zu, bringt ihm Verständnis entgegen, bringt ihn zum Lachen, begleitet ihn, wo immer er hingeht – und entwickelt bald selbst menschliche Gefühle. “Es ist so schön, mit jemandem zu sein, der sich für das Leben begeistert”, sagt er, und verliebt sich in sie. Während sie ihre eigene Form von Intimität finden, entwickelt sich Samantha weiter – und bald sieht sich das Paar mit denselben Erwartungen, Ängsten und Bedürfnissen einer realen Beziehung konfrontiert.

Was anfangs befremdlich klingt, formt Spike Jonze in eine vorbehaltlose Liebesgeschichte zweier Individuen, die eine große Kluft zwischen sich zu überwinden haben. Ob das erste Strahlen seit langem auf Theodores Gesicht oder das unkontrollierte Kichern, das in sein Ohr dringt: Blickt man Joaquin Phoenix an, hört man (in der Originalversion) Scarlett Johansson zu, fallen vorgefertigte Meinungen weg und steht unvoreingenommene Liebe im Mittelpunkt. “Verlieben ist wie eine gesellschaftlich akzeptierte Form von Wahnsinn”, sagt Amy (Amy Adams), Theodores einziger, enger menschlicher Kontakt. Was heute der Partner aus dem Internet, ist morgen vielleicht das lebensechte Betriebssystem. Wenn sich Theodore und Samantha schließlich sexuell annähern, hat das nichts Seltsames. Elegant blendet die Kamera ab und der wunderschöne, futuristisch angehauchte Soundtrack von Arcade Fire und Owen Pallett setzt ein.

Kritik zu “Her”

Für sein Drehbuch zur unkonventionellen Tragikomödie wurde Spike Jonze heuer mit einem Oscar ausgezeichnet. Es ist sein erst vierter Spielfilm nach den Grotesken “Being John Malkovich” und “Adaption” und der Buchverfilmung “Wo die wilden Kerle wohnen”, mit der Liebe im technologisierten Zeitalter hatte er sich aber bereits in seinem bewegenden Kurzfilm “I’m Here” beschäftigt. Jonzes Handschrift ist auch in “Her” klar erkennbar, sein Ideenreichtum scheint grenzenlos: Großartig die Momente, in denen Theodore mit dem vom irischen Animationsfilmemacher David OReilly gestalteten “Alien-Kind” streitet, das sich aus dem im ganzen Zimmer projizierten, bewegungsgesteuerten Videospiel an ihn wendet. Bittersüß Theodores unbeschwerter Ausflug in die Berge, mit Samantha in der Hemdtasche.

Sie scheint dabei nicht weit entfernt, diese in satte Farben getauchte, schöne Welt ohne Autos, in der Menschen über jeglichen Komfort verfügen, mit der U-Bahn bis zum Strand fahren, den Bezug zu menschlicher Nähe verloren haben und sich in andere Realitäten flüchten. Jonzes Kreativ-Team zeichnet eine melancholische, fantasievolle Welt, durch die sich ihr Hauptdarsteller im Retro-Look und in gewöhnungsbedürftiger, hochtaillierter Hose bewegt. Dass Samantha dabei nie zu sehen ist, lässt einen mitunter hoffen, es wäre nicht Femme fatale Scarlett Johansson, die beim Hype rund um “Her” so prominent vertreten ist – hat doch ursprünglich die weitgehend unbekannte Samantha Morton die Rolle gesprochen und wurde erst im Schnitt von Jonze ersetzt. Wer weiß, jeder Zuseher hätte sonst ein anderes, ganz eigenes Bild des körperlosen Gegenübers im Kopf.

Trailer zum Film mit Joaquin Phoenix:

(APA/Red)

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