Monatelang hatte sich Elsner mit Hinweis auf eine angeblich schwere Herzerkrankung der Überstellung entzogen. Nachdem zwei sachverständige Ärzte im Auftrag der französischen Staatsanwaltschaft am Vormittag Elsner nach langer Vorbereitung dann in einer Blitzaktion die Transportfähigkeit bescheinigt hatten, brachten ihn österreichische Exekutivbeamte am Abend mit dem Flugzeug nach Wien. Gegen 19 Uhr landete die normale Maschine (kein Ambulanzjet) in Wien Schwechat am General Aviation Terminal, dem Privatflughafen des Airports. Elsner stieg aus und wurde dann von der Polizei weiter in die Stadt eskoriert. Elsner ist nicht freiwillig mitgekommen, sagte der leitende Ermittler in Österreich, Georg Krakow. Er hat bereits Antrag auf Untersuchungshaft gestellt. Am Mittwoch wird Elsner der Untersuchungsrichterin vorgeführt. Zurück in Wien wurde Elsner am Abend in das Landesgericht Wien eingeliefert. Elsner gilt als Schlüsselfigur des größten Wirtschaftsskandals der Zweiten Republik. Er steht im Verdacht der Untreue, der Bilanzfälschung und der Beihilfe zur Bilanzfälschung. Über seinen Anwalt hatte er dies stets bestritten. Unter Führung des früheren Banken-Chefs verlor die Gewerkschaftsbank bis Ende der 90-er Jahre knapp zwei Mrd. Euro mit Spekulationsgeschäften in der Karibik. Die Affäre, die vor mehr als einem Jahr bekannt geworden war, hatte auch den ÖGB in eine tiefe Krise gestürzt. Vor knapp zwei Monaten musste der Gewerkschaftsbund die Bank schließlich an den US-Fonds Cerberus verkaufen. Der Ex-Bankier war bereits im September in seinem Haus in Mougins in Südfrankreich verhaftet worden, wehrte sich aber bis zuletzt mit medizinischen Gutachten gegen seine Auslieferung. Noch vor wenigen Tagen hatte sein Anwalt behauptet, sein Mandat müsse sich noch im Februar einer Herzoperation unterziehen. Für die neue Justizministerin Maria Berger (S) ist Elsners nunmehrige Auslieferung ihr erster großer Erfolg in ihrer noch kurzen Amtszeit. Nach früheren Angaben der Ministerin wird voraussichtlich Ende April, Anfang Mai der Prozess gegen den einstigen BAWAG-Chef und weitere Verdächtige beginnen.
Mit Genugtuung haben Dienstagabend Vertreter sämtlicher Parteien auf die Auslieferung von Ex-BAWAG-Chef Elsner reagiert. SPÖ-Bundesgeschäftsführer Josef Kalina sprach von einem großen Erfolg für Justizministerin Berger. Der ÖVP-Abgeordnete Werner Amon sagte gegenüber der APA: Wenn auch die Mühlen der Justiz langsam mahlen, sie mahlen offensichtlich doch.
Es sei positiv zu bewerten, dass der mutmaßliche Hauptverdächtige in der Causa BAWAG sich endliche einem Gericht stellen könne, so Amon. Seine Aussagen könnten für das ganze Verfahren von wesentlicher Bedeutung sein. Kalina lobte hingegen die konsequente Arbeit seit der Amtsübernahme von Berger, die nun belohnt werde. Damit kann endlich der größte Bankenskandal der Zweiten Republik restlos aufgeklärt werden.
Der Grüne Abgeordnete Werner Kogler (G), will unterdessen die Ladung Elsners vor den Banken-Untersuchungsausschuss aufrechterhalten. Vor allem gehe es darum Details über die Verantwortung der Aufsichtsorgane zu erfahren. Wann Elsner genau vor den Ausschuss treten solle, werde man Mittwoch in der Früh entscheiden, so Kogler gegenüber der APA.
BZÖ-Chef Peter Westenthaler nahm die lange erwartete Überführung Elsners zur Kenntnis Der Druck des BZÖ auf das Justizministerium und die Drohung mit parlamentarischen Schritten sei offenbar erfolgreich gewesen und habe zu einer Beschleunigung der Heimholung Elsners geführt. Westenthaler: Jetzt ist es an der Zeit, ihm schnell den Prozess zu machen.