Im Straßenverkehr werden pro Jahr rund 130 Kinder beim Radfahren verletzt, das sind neun Prozent aller im Straßenverkehr verletzten Kinder. Erfahrungen aus anderen Ländern zeigen, dass eine Radhelmpflicht zu zahlreichen negativen Nebenwirkungen führen kann. Zudem warnt der VCÖ vor massiven rechtlichen Problemen für Eltern. Der VCÖ fordert Radfahrtrainings, die in Kindergarten und Volksschule angeboten werden sollen.
“Gut gemeint ist bei der Radhelmpflicht das Gegenteil von gut. Sie bringt nicht mehr Verkehrssicherheit, sie hat wie die Erfahrungen anderer Länder zeigen, zahlreiche unerwünschte Nebenwirkungen und kann vor allem betroffenen Eltern massive rechtliche Probleme bringen”, stellt VCÖ-Experte DI Martin Blum zum Vorschlag einer Radhelmpflicht für Kinder unter zehn Jahren fest. So werden Versicherungen in Zukunft im Fall des Falles verstärkt die Möglichkeit eines Regresses nutzen.
Die Wirkung der Radhelmpflicht für die Verkehrssicherheit ist aus mehreren Gründen zweifelhaft. Im Jahr 2009 wurden in Österreich 138 Kinder unter zehn Jahren beim Radfahren verletzt, um 32 weniger als im Jahr 2005. Die vorläufigen Unfallzahlen für das Jahr 2010 zeigen, dass es im Vorjahr einen weiteren Rückgang um rund zehn Prozent gab. “Der Großteil der Radstürze bei denen Kinder verletzt werden, passieren im Freizeitbereich, also auf Spielplätzen, im Hof von Wohnanlagen oder im Garten zu Hause”, macht VCÖ-Experte Blum aufmerksam.
Der VCÖ weist darauf hin, dass in Österreich bereits 87 Prozent der Kinder beim Radfahren einen Helm tragen, im Jahr 2006 waren es nur 60 Prozent und im Jahr 2001 nur 43 Prozent. “Es ist zu bezweifeln, dass durch eine Radhelmpflicht, dieser Anteil auf 100 Prozent steigen wird. Zudem hängt die Wirkung eines Radhelms von zwei wesentlichen Faktoren ab: Erstens, ob der Helm richtig aufgesetzt wurde und zweitens, ob der Radhelm eine gute Qualität hat”, so VCÖ-Experte Blum.
Die internationalen Erfahrungen zeigen, dass eine Radhelmpflicht bei Kindern nicht zum erwünschten Ziel von mehr Verkehrssicherheit führt. In keinem einzigen Land, in dem eine Radhelmpflicht eingeführt wurde, konnten positive Wirkungen für die Verkehrssicherheit festgestellt werden. In Australien ist der Radverkehrsanteil bei Kindern nach Einführung der Helmpflicht um 44 Prozent zurückgegangen. Das Unfallrisiko für die verbleibenden radfahrenden Kinder ist gestiegen. Ergebnis war zudem ein verstärkter Bewegungsmangel der Kinder. In Ländern mit hohem Radverkehrsanteil wie Niederlande und Dänemark ist übrigens die Verkehrssicherheit beim Radfahren hoch, obwohl dort die Helmtragequote sehr niedrig ist.
Der VCÖ fordert statt einer Radhelmpflicht Radfahrtrainings, die für Kinder über Kindergärten und Volksschulen angeboten werden. “Ein Helm verhindert keinen Sturz und keinen Unfall. Radfahrtrainings hingegen schon”, so VCÖ-Experte Blum. Um generell die Verkehrssicherheit von Kindern zu erhöhen, fordert der VCÖ Tempo 30 statt 50 im Ortsgebiet, verstärkte Verkehrskontrollen und eine kindgerechte Verkehrsplanung.