Heimliche Paradiese Vorarlbergs: Ilse und ihre zweite Heimat im Schrebergarten

Die Schrebergärten in Vorarlberg sind vielfältig und einzigartig: ihre Standorte, Bedingungen, Gärten, Hütten – und auch ihre Pächter. Ein derartiges Unikat ist Ilse Niegel vom Schrebergartenverein Hohenems.
Eine zweite Heimat
Schon seit 40 Jahren hegt und pflegt Ilse Niegel ihre Parzelle zwischen dem Alten Rhein und der Rheintal Autobahn. Was einen Außenstehenden verwundern mag: Auf der Webseite des Schrebergartenvereins Hohenems steht: „Keinesfalls ist der Garten als ein Treffpunkt zum Grillen oder zur Erholung gedacht.“ Nach Niegel waren einige Vorfälle mit zu vielen Personen Grund für diese Regelung. Die 82-Jährige grillt ohnehin nie. Sie stimmt einem weiteren Satz von der Webseite zu: „Die Entspannung und Erholung ergibt sich aus der Gartenarbeit.“

Ungefähr jeden zweiten Tag kommt die Hohenemserin in ihren Schrebergarten. Stets für einige Stunden. „Es gibt immer etwas zu tun“, betont sie. Für sie ist das Plätzchen in der Natur ein kleines Paradies. „‚Du bist nie daheim‘, sagen manche zu mir. Dann sag ich: ‚Ich bin in meiner zweiten Heimat‘“, erzählt sie lachend.

Der Lärm von der Autobahn stört die Pensionistin nicht. „Meine Bekannten sagen, dass sie so einen Schrebergarten nicht haben wollen würden, weil da die ganzen Abgase runterkommen“, meint sie. „Aber mich kümmert das gar nicht. Nicht einmal wenn die Feuerwehr fährt. Und die fährt viel hier.“
Leidenschaft fürs Leben
Die Witwe scheint über alles im Schrebergarten Bescheid zu wissen: wer fleißig ist, wer nichts macht, wer was anbaut und was der Obmann für Neuigkeiten hat. Unter anderem habe sie gerade erst gehört, dass 40 Personen auf der Warteliste stehen. Doch frei wird nach Niegel so schnell nichts werden. „Nur gezwungenermaßen, wenn jemand wegen des Alters nicht mehr kann“, sagt sie.

Sie selbst leide auch schon unter einigen körperlichen Beschwerden. „Aber derweil bin ich noch da“, betont sie überzeugt. „Ich bin da voll dabei. Die Leidenschaft ist alles.“
Mehr Schrebergarten-Unikate
Am Dienstag geht es weiter mit "Heimliche Paradiese Vorarlbergs". Nach Ilse Niegel gibt uns Herbert Hagspiel einen Einblick in sein grünes Refugium. Mit 85 Jahren kennt er nur eine Krankheit: Altersschwäche. Diese kuriert er am liebsten mit einem Nachmittagsbier in seiner ruhigen Gartenparzelle im Ried.
(VOL.AT)